Peking (Reuters) – Chinas Außenminister Wang Yi hat nach dem tumultartigen Vorgehen der USA auf dem internationalen Parkett seit dem Amtsantritt von Präsident Donald Trump mit verhüllter Kritik reagiert.
“Wenn jedes Land seine eigenen nationalen Prioritäten in den Vordergrund stellt und an Stärke und Status glaubt, wird die Welt zum Gesetz des Dschungels zurückkehren, und die kleinen und schwachen Länder werden am meisten darunter leiden”, sagte Wang am Freitag auf einer Pressekonferenz in Peking. “Großmächte … sollten nicht profitorientiert sein, und sie sollten die Schwachen nicht schikanieren.”
Wang äußerte sich am Rande des Nationalen Volkskongresses. Trump erwähnte er dabei namentlich kein einziges Mal. In Anspielung auf die zusätzlich verhängten Zölle auf chinesische Exporte in die USA sagte er: “Wenn eine Seite blindlings Druck ausübt, wird China entschlossen kontern.” Die USA “sollten Freundlichkeit nicht mit Beschwerden vergelten, geschweige denn ohne Grund Zölle erheben”. Er verwies darauf, dass China “vielfältige Unterstützung” geleistet habe bei der Bekämpfung des Zustroms von Fentanyl-Grundstoffen in die USA. Trump begründet die zusätzlichen Zölle mit dem Vorwurf, Peking unternehme nicht genug gegen den Drogenschmuggel.
Auf die Frage, wie China mit der Trump-Regierung in den kommenden vier Jahren umgehen werde, antwortete Wang, kein Land könne China einerseits unterdrücken und andererseits gute Beziehungen zu der Volksrepublik entwickeln. Ein solcher “doppelzüngiger” Ansatz sei für stabile Beziehungen nicht hilfreich.
Mit Blick auf Europa sagte Wang hingegen: “China hat immer noch Vertrauen in Europa und glaubt, dass Europa immer noch Chinas verlässlicher Partner sein kann.” Analysten zufolge hofft die Regierung in Peking darauf, von der wachsenden transatlantischen Kluft zu profitieren, indem sie ihre Beziehungen zu europäischen Ländern stärkt. In Europa herrscht vor allem über Trumps Ukraine-Politik Entsetzen. Der Westen drängt China, eine aktivere Rolle zu übernehmen und seinen wirtschaftlichen Einfluss auf Russland einzusetzen, um ein Kriegsende zu erreichen. Die Volksrepublik hat sich bisher aber geweigert, ihren strategischen Partner öffentlich zu kritisieren oder ihre wirtschaftliche Unterstützung für Moskau einzustellen.
Die Beziehungen zwischen China und Russland seien eine “Konstante in einer turbulenten Welt, nicht eine Variable in geopolitischen Spielen”, sagte Wang. Was den Krieg angeht, so will China nach Wangs Worten ein “faires, dauerhaftes und verbindliches Friedensabkommen”, das für alle Seiten akzeptabel sei. “China ist bereit, weiter eine konstruktive Rolle zu spielen bei der endgültigen Beilegung der Krise und der Verwirklichung eines dauerhaften Friedens, in Übereinstimmung mit den Wünschen der betroffenen Parteien und zusammen mit der internationalen Gemeinschaft.”
(Bericht von Ryan Woo, Ethan Wang, Laurie Chen, geschrieben von Christian Rüttger; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)