Trump ordnet Aufbau strategischer Kryptoreserve an

Washington (Reuters) – Wenige Stunden vor einem Treffen mit führenden Vertretern der Kryptowährungsbranche hat US-Präsident Donald Trump den Weg für den Aufbau einer strategischen Reserve von Bitcoin & Co freigemacht.

Er habe ein entsprechendes Dekret unterzeichnet, verkündete der Krypto-Koordinator der US-Regierung, David Sacks, am Donnerstag (Ortszeit) im Kurznachrichtendienst X. Den Grundstock der Reserve bildeten Cyber-Devisen, die von der Bundesregierung beschlagnahmt wurden. Der Internetseite Bitcointreasuries.net zufolge verfügt die US-Regierung aktuell allein bei Bitcoin über einen Bestand von knapp 200.000 digitalen Münzen im Gesamtwert von derzeit 17,6 Milliarden Dollar.

“Die USA werden aus der Reserve keine Bitcoin verkaufen”, betonte Sacks. “Sie ist wie ein digitales Fort Knox für diese Kryptowährung, die oft als ‘digitales Gold’ bezeichnet wird.” Gleichzeitig würden das Finanz- und Handelsministerium angewiesen, “haushaltsneutrale Strategien” für den Kauf weiterer Bitcoin auszuarbeiten. Der “US Digital Asset Stockpile” werde weitere Internet-Münzen enthalten, deren Bestand jedoch ausschließlich aus Beschlagnahmungen gespeist werde.

“Das ist das ernüchterndste und enttäuschendste Ergebnis, das man sich vorstellen konnte”, kritisierte Charles Edwards, Gründer des auf Bitcoin spezialisierten Hedgefonds Capriole auf X. Die Regierung versehe lediglich die Bestände, über die sie bereits verfüge, mit einem schicken Etikett. “Das ist alter Wein in neuen Schläuchen.” Bei dem für Freitag geplanten Krypto-Gipfel im Weißen Haus wird Trump den Aufbau der strategischen Reserve voraussichtlich offiziell verkünden. Als Reaktion auf Sacks’ Ankündigung rutschte der Kurs von Bitcoin zeitweise um mehr als fünf Prozent ab.

FÜNF KRYPTOWÄHRUNGEN FÜR STRATEGISCHE RESERVE

Der selbsternannte “Krypto-Präsident” Trump hatte vor einigen Tagen angekündigt, fünf Cyber-Devisen in die strategische Reserve der USA aufzunehmen. Hierzu gehören neben Bitcoin auch Ethereum, Ripple, Solana und Cardano. Deren Kurse legten daraufhin zunächst kräftig zu, gaben aber einen Teil dieser Gewinne schnell wieder ab.

Trump, der aus der Kryptobranche millionenschwere Spenden für seinen Wahlkampf erhalten hatte, verspricht außerdem eine lockerere Regulierung der Branche. So nominierte er den als kryptofreundlich geltenden Paul Atkins als neuen Chef der Börsenaufsicht SEC, die unlängst eine Klage gegen die Kryptobörse Coinbase wegen des Handels mit Wertpapieren ohne erforderliche Lizenz zurückgezogen hat.

Kritiker, auch aus Trumps republikanischer Partei und aus der Kryptobranche, bezeichnen die Versprechen des Präsidenten als Geschenke an eine bereits wohlhabende Industrie. Sie verweisen zudem auf mögliche Interessenkonflikte. Trump hatte unmittelbar vor Beginn seiner zweiten Amtszeit im Januar zwei neue Kryptowährungen auf den Markt gebracht, die nach ihm selbst und seiner Ehefrau Melania benannt sind.

Außerdem ist er Teilhaber der Kryptofirma World Liberty Financial, das virtuelle Anteilsscheine herausgibt. Diese sogenannten Token können nicht gehandelt werden, die Einnahmen aus ihrem Verkauf fließen zum Großteil Trump und weiteren, nicht genannten “Partnern” zu. An World Liberty Financial ist außerdem das Cyberdevisen-Netzwerk Tron beteiligt. Es ist bei Kriminellen oder auch islamistischen Organisationen wie Hamas und Hisbollah beliebt, weil Finanztransaktionen schneller und billiger abgewickelt werden können als beispielsweise über Bitcoin.

Trumps Beratern zufolge hat der US-Präsident die Kontrolle über sein Firmenimperium abgegeben. Es werde von externen Anwälten überwacht.

(Bericht von Nandita Bose and Jasper Ward; geschrieben von Hakan Ersen.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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