München (Reuters) – Der schwache Lkw-Markt in Europa und den USA sowie die Anlaufkosten für eine neue Scania-Fabrik in China lasten im laufenden Jahr auf der Volkswagen-Nutzfahrzeug-Tochter Traton.
“MAN leidet am meisten unter der schwachen Nachfrage in Europa”, sagte Finanzvorstand Michael Jackstein am Montag in München. Dort dürfte der Markt 2025 um bis zu 15 Prozent schrumpfen. Bei MAN könnte die Umsatzrendite vor Steuern und Zinsen daher noch unter den 7,2 Prozent aus dem vergangenen Jahr liegen. “Das erste Halbjahr wird herausfordernd”, sagte Traton-Chef Christian Levin. Im Konzern werde man mit einer operativen Rendite von 7,5 bis 8,5 Prozent den Vorjahreswert von 9,2 (2023: 8,6) Prozent 2025 verfehlen. Das liege auch an den Kosten für den Hochlauf des neuen Scania-Werks in China, das nach den Vorgaben von Anfang an trotz des extrem schwachen Marktes mit einer hohen Kapazität laufen müsse.
Am Ziel einer bereinigten operativen Umsatzrendite von neun bis elf Prozent halte Traton aber fest, sagte Jackstein. 2024 hat die Volkswagen-Tochter für die Lkw-Marken Scania, MAN, International (ehemals Navistar) und VW bereits erreicht und ihr Ziel von acht bis neun Prozent sogar noch übertroffen, obwohl der Nutzfahrzeug-Markt leicht abbröckelte. Traton steigerte den Umsatz trotzdem um ein Prozent auf 47,5 Milliarden Euro, das bereinigte operative Ergebnis verbesserte sich um neun Prozent auf 4,38 Milliarden Euro. “Wir haben die Preise nicht gesenkt”, betonte Vorstandschef Christian Levin. Absatz und Umsatz sollen maximal fünf Prozent um das Vorjahresniveau schwanken.
Die Dividende soll um 20 Cent auf 1,70 Euro je Aktie angehoben werden. Davon profitiert vor allem der Mutterkonzern Volkswagen, der 89,7 Prozent der Anteile hält und mit einer Ausschüttung von 762 Millionen Euro rechnen kann. Die Traton-Aktie gab 5,1 Prozent auf 36,25 Euro nach.
MAN steuerte 985 Millionen Euro zum Ergebnis bei, gut acht Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Bei der Münchner Tochter werde weiter kurzgearbeitet, sagte Jackstein. Auf dem wichtigen deutschen Markt sei der Preisdruck hoch. In Polen seien die Kapazitäten heruntergefahren worden. “MAN arbeitet an seiner Kostendisziplin, wo immer sie können”, sagte der Finanzchef. Um die Rendite nach oben zu treiben, will Vorstandschef Levin die konkurrierenden Marken Scania und MAN enger verzahnen. Nach jahrelangen Vorbereitungen seien Forschung und Entwicklung mit 9000 Mitarbeitern zusammengelegt worden.
Traton hofft auf eine bessere Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte in Europa und Nordamerika. Von einer Trendwende zu sprechen, sei aber verfrüht, sagte Levin. Dazu müssten für zwei oder drei Quartale die Auftragseingänge über dem Umsatz liegen. 2024 war das Ordervolumen ein Fünftel geringer als der Umsatz. Dazu kommen Sorgen wegen der drohenden US-Zölle gegen Mexiko und Kanada. Zwei Drittel der in den USA ausgelieferten Lkw kämen aus Mexiko – die Werke dort würden aber zu mehr als der Hälfte aus den USA beliefert, sagte Jackstein. Kurzfristig könne man die Zölle ausgleichen.
(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)