Anleger in Europa fassen nach Rücksetzer wieder Mut

Frankfurt (Reuters) – Nach dem kräftigen Gegenwind von der Wall Street zum Wochenstart greifen die Anleger an den europäischen Börsen wieder bei Aktien zu.

Der Dax zog am Dienstag zeitweise um knapp ein Prozent auf 22.835 Punkte an und erholte sich damit wieder von seinem Rücksetzer am Vortag. Der EuroStoxx50E legte in der Spitze um 0,7 Prozent auf 5426 Zähler zu.

“Allerdings wächst auch bei Dax-Anlegerinnen und Anlegern die Verunsicherung stärker, als das am Kursverlauf abzulesen ist”, sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners. Am Montag hatte der Dax 1,7 Prozent nachgegeben. Der US-Technologieindex Nasdaq war aus Furcht vor einer US-Rezession um vier Prozent abgerutscht.

“Trump 2.0 kommt an der Wall Street gar nicht gut an und sorgt für eine immer weiter auseinanderklaffende Schere zwischen den amerikanischen und europäischen Aktienindizes”, kommentierte Jürgen Molnar, Stratege bei RoboMarkets. “Fundamental preisen die Investoren gerade eine Rezession in den USA in die Kurse ein.” Während Friedrich Merz in Deutschland versuche, durch staatliche Investitionen für neues Wachstum zu sorgen, fahre die USA diese drastisch zurück, sagte Jochen Stanzl von CMC Markets. “Die US-Regierung sieht Schulden und eine hohe staatliche Einmischung als die größte Bedrohung des Wohlstands an.”

RÜSTUNGSWERTE ERNEUT IM AUFWIND

Die Aussicht auf höhere Militärausgaben trieb erneut den europäischen Rüstungssektor an. Ein breit gefasster Branchenindex zog nach den jüngsten Gewinnmitnahmen um gut ein Prozent an. Die Titel von Rheinmetall stiegen um fünf Prozent auf bis zu 1175 Euro und kletterten damit auf ein frisches Rekordhoch. Rüstungszulieferer Hensoldt verteuerte sich um rund acht Prozent. Union und SPD loten zur Zeit eine Kompromissmöglichkeit mit den Grünen aus, um höhere Ausgaben für Verteidigung und Sicherheit zu ermöglichen.

Gegenwind gab es dagegen für europäische Fluggesellschaften. Nach der Prognosesenkung der US-Fluglinie Delta Air Lines gaben die Titel in der Spitze um mehr als drei Prozent nach. Wegen der unsicheren gesamtwirtschaftlichen Lage rechnet Delta im laufenden Quartal nur noch mit einem Gewinn von 0,30 bis 0,50 Dollar je Aktie, anstatt wie noch im Januar mit dem Doppelten. Die Umsatz- und Gewinnwarnung von Delta sei noch stärker als bereits befürchtet ausgefallen und belaste damit auch europäische Airlines, sagte ein Händler. In London brach die British Airways-Mutter IAG zeitweise um mehr als sechs Prozent ein.

Maue Aussichten brachten auch Konsumgüterkonzern Henkel und Essenlieferant Hellofresh ins Trudeln. Die Anteilsscheine von Hellofresh brachen zeitweise um mehr als 14 Prozent ein, nachdem der Konzern die Anleger mit der Aussicht auf einen Umsatzrückgang erschreckte. Investoren hätten bislang ein Plus erwartet, sagte ein Händler. Auch der Hersteller von Pritt und Persil vergraulte Investoren mit einer zurückhaltenden Umsatzprognose. Mit einem Kurseinbruch von mehr als zehn Prozent steuerte Henkel auf den größten Tagesverlust seit knapp drei Jahren zu.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Hans Busemann. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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