Nairobi (Reuters) – In dem seit Tagen andauernden Machtkampf im Südsudan schaltet sich nun auch das Nachbarland Uganda ein.
Seit zwei Tagen seien ugandische Spezialeinheiten in der südsudanesischen Hauptstadt Dschuba aktiv, um sie zu sichern, teilte Ugandas Militärchef Muhoozi Kainerugaba auf der Online-Plattform X in der Nacht zum Dienstag mit. Ugandas Militär erkenne nur Amtsinhaber Salva Kiir als Präsidenten des Südsudan an. “Jede Revolte gegen ihn ist eine Kriegserklärung an Uganda.” Zuletzt hatten zunehmende Spannungen zwischen Kiir und Vizepräsident Riek Machar Sorgen geschürt, dass der Bürgerkrieg in dem ostafrikanischen Land wieder aufflammen könnte. Ugandas Regierung befürchtet, dass es dann wieder zu einem Zustrom an Flüchtlingen aus dem Südsudan kommen könnte, die im Norden des Nachbarlandes Schutz suchen könnten.
Die Konflikte zwischen beiden Bürgerkriegsparteien sind wieder offen ausgebrochen, nachdem Anfang des Monats Sicherheitskräfte von Präsident Kiir zwei Minister und mehrere hochrangige Militärs festgenommen hatten, die mit seinem Kontrahenten Machar verbündet sind. 2018 hatten Kiir und Machar mit einem Friedensabkommen einen fünfjährigen Bürgerkrieg beendet, der fast 400.000 Menschen das Leben kostete.
Auch die UN-Menschenrechtskommission ist besorgt. “Wir sind Zeugen eines alarmierenden Rückschritts, der jahrelang hart erkämpfte Fortschritte zunichtemachen könnte”, warnte am Dienstag ihre Vorsitzende Yasmin Sooka. “Anstatt die Spaltung und den Konflikt zu schüren, müssen sich die führenden Politiker dringend wieder auf den Friedensprozess konzentrieren.”
Den Verhaftungen vorausgegangen waren gewaltsame Zusammenstöße in der Stadt Nasir im Norden des Landes zwischen den Kiir-treuen Streitkräften und den Milizen der Weißen Armee der Volksgruppe der Nuer, der Machar angehört. Präsident Kiir beschuldigt Anhänger von Machar in der Regierung, mit der Weißen Armee zusammenzuarbeiten. Machars Partei hat diese Anschuldigungen zurückgewiesen.
Uganda hat bereits mehrmals nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs im Südsudan 2013 zeitweilig Truppen in Dschuba stationiert. Armeechef Kainerugaba ließ am Dienstag offen, ob die jetzige Stationierung von Truppen im Südsudan auf ein Ersuchen von Kiirs Regierung zurückgeht und wie lange die Soldaten bleiben werden. Der Südsudan hatte sich 2011 vom Sudan nach jahrelangen Kämpfen abgespalten.
(Bericht von Reuters-Büro Nairobi, geschrieben von Hans Busemann, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)