Wolfsburg (Reuters) – Volkswagen steht nach einem Gewinneinbruch als Folge des Sparprogramms und schleppender Elektro-Autoverkäufe vor einem weiteren herausfordernden Jahr.
Der Preiskrieg in China, die Zollunsicherheiten in den USA und der kostspielige Hochlauf der Elektromobilität setzen Europas größten Autobauer zu. Dennoch zeigte sich Konzernchef Oliver Blume mit dem Start ins neue Jahr zufrieden. “Der Jahresauftakt 2025 war stärker als geplant”, sagte Blume am Dienstag in Wolfsburg. Finanzchef Arno Antlitz ergänzte, in den Ländern außerhalb Chinas dürfte der Absatz dieses Jahr zulegen. “Andererseits wird der Hochlauf der BEV-Volumina vor allem in Europa sowie die Hochlaufkosten der neuen Modelle und unserer Batterieaktivitäten unser Ergebnis in 2025 belasten.” Volkswagen rechnet mit einer Gewinnmarge von 5,5 bis 6,5 Prozent, nach 5,9 Prozent 2024. Der Umsatz dürfte um bis zu fünf Prozent zulegen.
Im vergangenen Jahr war der Gewinn von Volkswagen unter dem Strich um fast ein Drittel auf 12,4 Milliarden Euro eingebrochen, vor allem wegen hoher Kosten für das Sparprogramm. Der Umsatz stagnierte in etwa bei 324,7 Milliarden Euro. Die Volkswagen-Tochter Audi hat wegen der schwachen Nachfrage nach dem Oberklasse-Elektroauto Q8 e-tron beschlossen, das Werk in Brüssel zu schließen, was allein Kosten von 1,6 Milliarden Euro verursachte. Dazu kommt das Abfindungsprogramm bei der Kernmarke Volkswagen, wo insbesondere in der Verwaltung und Entwicklung Stellen gestrichen wurden.
Auch 2025 sind weitere Restrukturierungskosten zu erwarten. Volkswagen hat sich Ende des Jahres mit der Gewerkschaft unter anderem auf den Abbau von 35.000 Arbeitsplätzen geeinigt. Abfindungen soll es nun auch in der Produktion geben, an Details wird in den Werken gearbeitet. “Die eigentliche Arbeit beginnt jetzt”, betonte Antlitz. Nur durch die konsequente Umsetzung der vereinbarten Maßnahmenpakete in den nächsten Jahren werde Volkswagen mittelfristig die notwendigen Kosteneffekte von über vier Milliarden Euro realisieren.
An der Börse legten die Volkswagen-Aktien rund zwei Prozent zu. Die Analysten von Stifel verwiesen darauf, dass das vierte Quartal besser ausgefallen sei als erwartet. “Die Kernfrage bleibt, ob es VW gelingt, seine Strategie umzusetzen und die Investitionen unter Kontrolle zu bekommen, die nach Angaben des Managements 2024 ihren Höhepunkt erreicht haben”, schrieb Stephen Reitman, Analyst bei der Investmentbank Bernstein.
INVESTITIONEN IN VERBRENNER-ENTWICKLUNG WIRD GEKÜRZT
Für die kommenden fünf Jahre sind laut Finanzchef Antlitz Investitionen von 165 Milliarden Euro vorgesehen. Das sind 15 Milliarden Euro weniger als in den Jahren 2024 bis 2028. Dabei profitiere Volkswagen zum einen von Synergien zwischen den Marken, sagte er. Zudem sollten die Ausgaben für die Verbrenner-Entwicklung gekürzt werden. Das Hochfahren der Batterie-Produktion werde an die Marktentwicklung angepasst. Volkswagen will in diesem Jahr die Produktion in seinem Batteriewerk in Salzgitter aufnehmen. Weil derzeit die Nachfrage nach Elektroautos schwächer ausfällt als ursprünglich erwartet, soll zuerst nur eine Fertigungslinie in Salzgitter in Betrieb gehen.
Volkswagen hatte zuletzt eine Reihe von Verbrennermodellen neu aufgelegt, die bis in die 2030er-Jahre hinein verkauft werden. Blume sagte, die Zukunft der Mobilität sei elektrisch, allerdings entwickelten sich die einzelnen Märkte unterschiedlich schnell. Vor allem in Europa und den USA schwächelt derzeit die Nachfrage nach diesen Fahrzeugen.
CHINA-GESCHÄFT SCHWÄCHELT WEITER
In China leidet Volkswagen unter einem Preiskrieg bei Elektroautos und sieht erst ab Jahresende Besserung. Im laufenden Jahr dürfte der Gewinn auf dem wichtigsten Einzelmarkt der Wolfsburger weiter auf nur noch 500 Millionen bis eine Milliarde Euro schrumpfen, sagte Antlitz. Besserung sei ab kommendem Jahr in Sicht. Dabei sollen neue Modelle, die aus der Zusammenarbeit mit Xpeng und Saic kommen, helfen.
Hoffnungen setzt Volkswagen weiterhin auf den US-Markt – trotz der Zolldrohungen von US-Präsident Donald Trump. Die Wolfsburger bauen dort derzeit ein Scout-Werk, in dem ab 2027 die elektrischen Pickup-Trucks und Geländewagen vom Band laufen sollen. Die Pläne, die Marke Cupra auf den US-Markt zu bringen, würden dagegen derzeit einem “Realitätscheck” unterworfen, sagte Blume. “Wir dürfen unsere Augen nicht davor verschließen, was in den USA passiert.” Trump hat zuletzt mit Einfuhrzöllen von 25 Prozent auf Fahrzeuge aus Europa gedroht.
Auch der indische Markt biete Chancen. Antlitz sagte, Volkswagen wolle dabei mit einem Partner zusammenarbeiten, die Gespräche liefen. Im Konzern ist Skoda für das Indien-Geschäft zuständig. Derzeit spielt das Unternehmen auf dem indischen Markt kaum eine Rolle. Zudem läuft ein Gerichtsverfahren: Die indischen Behörden werfen Volkswagen vor, Einfuhrzölle in Höhe von 1,4 Milliarden Dollar unterschlagen zu haben. Die Vorwürfe reichen bis zu zwölf Jahre zurück. Volkswagen hatte gegen den Bescheid der Behörden Klage eingereicht.
(Bericht von Christina Amann, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)