Batteriefirma Northvolt meldet Insolvenz in Schweden an

Stockholm (Reuters) – Das Ziel einer eigenständigen europäischen Batterie-Produktion rückt in immer weitere Ferne: Nach einer monatelangen Hängepartie hat der schwedische Hersteller Northvolt in seinem Heimatland Insolvenz angemeldet.

“Das Unternehmen war nicht in der Lage, die notwendigen finanziellen Voraussetzungen für eine Fortführung des Geschäfts in seiner jetzigen Form zu schaffen”, teilte Northvolt am Mittwoch mit. Der Insolvenzantrag sei “die einzig gangbare Lösung”. Ein vom Gericht bestellter Treuhänder werde nun die Auflösung des wichtigsten europäischen Elektroautobatterie-Anbieters überwachen.

Die Deutschland- und die Nordamerika-Tochter hätten allerdings keinen Insolvenzantrag gestellt, betonte Northvolt. Über deren Zukunft werde der Sachwalter in Absprache mit den Gläubigern entscheiden. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) äußerte sich optimistisch, dass ein Investor für das geplante Werk im schleswig-holsteinischen Heide gefunden werde. Hierfür stellt der Bund Staatshilfen im Gesamtvolumen von 900 Millionen Euro zur Verfügung. Die Batteriezellen-Montage soll dort im kommenden Jahr anlaufen.

Im vergangenen November hatte die angeschlagene Firma Gläubigerschutz nach US-Recht beantragt. Den im Rahmen dieses Verfahrens veröffentlichten Dokumenten zufolge sitzt Northvolt auf einem acht Milliarden Dollar großen Schuldenberg. Die Suche nach neuen Investoren blieb bislang erfolglos. Die Northvolt-Insolvenz ist eine der größten in der Geschichte Schwedens und die schlagzeilenträchtigste seit dem Ende des Autobauers Saab vor mehr als zehn Jahren. Der Verwaltungsratsvorsitzende von Northvolt äußerte die Hoffnung, dass der Geschäftsbetrieb des schwedischen Werks aufrechterhalten werden könne. Die Entscheidung darüber liege allerdings beim Insolvenzverwalter.

Die größten Northvolt-Eigner sind der Autokonzern Volkswagen mit einem Anteil von 21 Prozent und die Investmentbank Goldman Sachs mit 19 Prozent.

HOCHFLIEGENDE PLÄNE – KONKURRENZ FÜR CHINESISCHE FIRMEN

Northvolt war 2016 mit dem Anspruch gestartet, die Abhängigkeit europäischer Autobauer von chinesischen Batterie-Anbietern wie CATL oder BYD zu reduzieren. Nach Daten der Internationalen Energieagentur sind 85 Prozent der Batteriezellen-Herstellung in der Volksrepublik beheimatet.

Das schwedische Unternehmen mit mehr als 5000 Beschäftigten kämpfte jedoch von Beginn an mit technischen Problemen. Aus diesem Grund hatte BMW im vergangenen Jahr einen milliardenschweren Auftrag storniert. Einem Medienbericht zufolge waren zu hohe Ausschuss-Quoten der Grund hierfür. Außerdem macht Northvolt der schleppende Absatz von Elektroautos in Europa zu schaffen. Vor rund zwei Wochen hatte die Europäische Union (EU) Pläne für eine stärkere Förderung der heimischen Batterieproduktion in Aussicht gestellt.

(Bericht von Marie Mannes; geschrieben von Hakan Ersen; unter Mitarbeit von Alexander Hübner und Christian Krämer, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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