Frankfurt (Reuters) – Nach der jüngsten Verlustserie treibt die Hoffnung auf eine Waffenruhe in der Ukraine die Aktienmärkte in Europa an.
Der Dax sprang zur Wochenmitte um zwei Prozent auf bis zu 22.793 Punkte. Der EuroStoxx50 zog in der Spitze um 1,7 Prozent auf 5401 Zähler vor. Für Zuversicht sorgte, dass die USA die Militärhilfe und den Informationsaustausch mit der Ukraine wieder aufnehmen will, nachdem die ukrainische Regierung einem Waffenstillstandsvorschlag zugestimmt hat.
Die Aussicht auf ein Ende des mittlerweile seit mehr als drei Jahren tobenden Kriegs trieb zugleich den Euro in die Nähe eines Fünf-Monats-Hochs. Die europäische Gemeinschaftswährung lag bei 1,0926 Dollar, nachdem sie Dienstag mit 1,0947 Dollar den höchsten Stand seit Oktober erreicht hatte. Die Ukraine hatte sich nach Gesprächen mit US-Vertretern in Saudi-Arabien am Dienstag zu einer sofortigen 30-tägigen Feuerpause bereiterklärt. Die USA erklärten zudem, die Ukraine ab sofort wieder mit Geheimdienstinformationen zu beliefern und andere Hilfen bereitzustellen. Russland kündigte an, die Vorschläge zu prüfen.
“Die Hoffnung auf einen Waffenstillstand in der Ukraine sorgt für einen kleinen Hoffnungsschimmer am Aktienmarkt”, sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners. “Zwar ist auch hier das letzte Wort noch nicht gesprochen und Russlands Präsident Putin am Zug, aber allein die Dynamik, die das Thema in den vergangenen Wochen bekommen hat, hätte ohne die Angst vor einem globalen Handelskrieg sicherlich zu einem Kursfeuerwerk an der Wall Street, vor allem aber an Europas Börsen geführt”, kommentierte Jürgen Molnar, Stratege bei RoboMarkets den Vorstoß.
Spekulationen auf einen Waffenstillstand hatten bereits am Dienstag die Verluste an der Wall Street infolge des eskalierenden Zollstreits etwas eingegrenzt. Trumps erhöhte Zölle auf alle Stahl- und Aluminiumimporte in die USA traten am Mittwoch in Kraft und lösten unmittelbar Vergeltungsschritte in Europa aus. Die europäischen Zölle würden US-Waren im Wert von 26 Milliarden Euro betreffen, kündigte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen an. Die EU-Zölle betreffen Produkte von Booten über Bourbon bis hin zu Motorrädern aus den USA.
PUMA STÜRZT AB – RHEINMETALL GLÄNZT
Der Handelsstreit und die Furcht vor den wirtschaftlichen Folgen hinterlässt auch bei Unternehmen bereits Spuren. Der weltweit drittgrößte Sportartikel-Hersteller Puma schockte Börsianer mit der Ankündigung eines kräftigen Gewinnrückgangs im laufenden Jahr. Die Titel brachen in der Spitze um mehr als ein Viertel ein. Vor allem in den USA und in China laufe das Geschäft schlecht. Der Konzern habe einen schockierend schwachen Ausblick für das erste Quartal gegeben, sagte ein Händler. Noch im Januar habe sich Puma zum aktuellen Handel und Auftragsbestand positiv geäußert.
Nach einem enttäuschenden Jahresauftakt zeigten Anleger auch Inditex die kalte Schulter. Die Aktien des Modekonzerns fielen in Madrid um bis zu 8,9 Prozent und steuerten damit auf den größten Tagesverlust seit fünf Jahren zu. Im Abwärtsstrudel büßte Rivale H&M ebenfalls rund vier Prozent ein. Nach rasantem Wachstum bekam Inditex mit seinen Töchtern Zara, Pull & Bear, Massimo Dutti und Bershka die allgemeine Konsumflaute zum Jahresauftakt zu spüren und blieb beim Umsatzplus deutlich hinter dem Vorjahr zurück.
Größter Dax-Verlierer war nach einem Gewinneinbruch unterdessen Autobauer Porsche mit einem Minus von bis zu fünf Prozent.
Dagegen kletterten Rheinmetall um bis zu 9,3 Prozent einmal mehr auf ein frisches Rekordhoch von 1261 Euro. Steigende Rüstungsausgaben bescheren Rheinmetall ein für den Düsseldorfer Konzern beispielloses Wachstum. Die Bundesrepublik und Länder der EU wollen ihre Verteidigungsausgaben massiv erhöhen. Dies treibt den europäischen Rüstungssektor an.
(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)