– von Ilona Wissenbach
Frankfurt (Reuters) – Der Autobauer Porsche will mit mehr Verbrennerautos und exklusiven Sondermodellen bis Ende des Jahrzehnts zu alter Stärke zurückfinden.
Der Gewinnschwund des vergangenen Jahres wird sich wegen schwacher Märkte und hoher Kosten 2025 aber beschleunigen: Die Umsatzrendite soll auf zehn bis zwölf Prozent sinken nach einem Rückgang um vier Prozentpunkte auf 14 Prozent 2024. Der Absatz werde “leicht” sinken, der Umsatz bei 39 bis 40 Milliarden Euro stagnieren. “Wir nutzen dieses Jahr, um uns zu restrukturieren”, sagte der neue Finanzchef Jochen Breckner am Mittwoch. Eine Marge von 15 bis 17 Prozent, in guten Jahren Standard bei dem profitablen Autobauer, sei erst gegen Ende des Jahrzehnts zu erwarten.
Porsche kämpft nach den Worten von Vorstandschef Oliver Blume mit drei Problemen: dem Absatzrückgang in China, dem langsameren Hochlauf von Elektroautos und Schwierigkeiten von Lieferanten. Die beiden ersten Punkte seien struktureller, längerfristiger Natur. Deshalb habe Porsche seine Strategie angepasst. Da in China zuletzt nur halb so viele Autos wie geplant verkauft wurden, soll die Kostenstruktur von 300.000 Autos im Jahr auf 250.000 geschrumpft werden. Die Händlerorganisation in China wird gestrafft. An Rabattschlachten auf dem weltweit größten Automarkt, der unter einer Wirtschafts- und Immobilienkrise leidet, wolle sich Porsche nicht beteiligen. “Stückzahlen sind für uns kein Maßstab, Werthaltigkeit geht über Volumen, erst recht in der aktuellen Marktsituation”, sagte Blume.
Ein Rückgang der Verkäufe in China um 28 Prozent hatte den Absatz 2024 um drei Prozent auf knapp 311.000 Fahrzeuge gedrückt. Außerhalb Chinas erzielte Porsche Verkaufsrekorde. Das operative Ergebnis 2024 sank dennoch um 22,6 Prozent auf 5,64 Milliarden Euro. Der Gewinn je Aktie schrumpfte noch stärker um gut 30 Prozent auf 3,95 Euro je Vorzugsaktie. Die Dividende soll nicht gekürzt werden, weil Porsche ausreichend liquide Mittel hat. Der Hauptversammlung werden wie im Vorjahr 2,31 Euro je stimmrechtsloser Vorzugsaktie vorgeschlagen. Das war mehr als Analysten erwartet hatten, Porsche-Aktien sanken angesichts des trüben Ausblicks um mehr als vier Prozent und waren damit größter Verlierer im Dax.
ZÖLLE ABWÄLZEN
Mögliche US-Importzölle hat die VW-Tochter beim Ausblick noch nicht berücksichtigt. Die Handelshürde ist Analysten zufolge das größte Risiko, denn die USA sind inzwischen der wichtigste Markt der Schwaben. Ohne eigene Produktion vor Ort müssen alle Autos für den US-Markt eingeführt werden. Porsche prüfe, inwieweit Zölle über die Preise an die Kunden weitergegeben werden könnten, um die Margen nicht zu stark unter Druck zu setzen. “Wir sind vorbereitet, wenn Entscheidungen kommen.” Noch hoffe er aber auf eine politische Verhandlungslösung. US-Präsident Donald Trump hat einen Aufschlag von 25 Prozent in den Raum gestellt
Der lahmende E-Autohochlauf zwang Porsche, sich vom ambitionierten Ziel eines E-Autoanteils von mehr als 80 Prozent des Absatzes bis 2030 zu verabschieden. Porsche steckt daher viel Geld in neue Verbrennermodelle. “Das kostet Geld, gibt uns aber mehr Flexibilität”, sagte Blume. Porsche bekennt sich zwar weiter zur Elektromobilität, will sich künftig aber nach der Marktentwicklung richten und bis weit in die 30er Jahre Modelle mit klimaschädlichen fossilen Antrieben anbieten. Im SUV-Segment prüft Porsche eine neue Modellreihe mit Verbrennungs- und Hybridantrieb, die Ende der Dekade kommen soll. In diesem Jahr sollen auf die E-Automodelle Taycan und Macan 20 bis 22 Prozent des Absatzes entfallen nach knapp 13 Prozent 2024.
Künftig will die VW-Tochter das Geschäft mit sehr teuren, exklusiven Kleinserien und Sammlerstücken, etwa der Sportwagen-Ikone 911, ausweiten. Dazu werde die Kapazität der Exclusive Manufaktur deutlich erweitert.
DOPPELBELASTUNG
Das Kostenniveau bleibe hoch, erklärte der neue Finanzchef Jochen Breckner. Das Unternehmen hat angekündigt, 1900 von rund 40.000 Stellen bis 2029 zu streichen, nachdem schon 2000 befristet Beschäftigte keine Verlängerung bekamen. Ein weiterer Wegfall von Arbeitsplätzen ist möglich. So soll mit dem Betriebsrat noch ein “Strukturpaket” im zweiten Halbjahr ausgehandelt werden. Am Standort Leipzig gebe es viel Flexibilität durch die hohe Zahl an befristet Beschäftigten.
Seine von Investoren kritisierte Doppelrolle als Vorstandschef des VW-Konzerns und von Porsche sieht Blume nicht als Ursache der aktuellen Schwächephase. Beide Unternehmen profitierten davon, dass sie aus einer Hand geführt werden. Solange das Vorteile habe, werde die Führungsstruktur beibehalten. Sie sei aber “nicht auf alle Zeiten ausgelegt”.
(Bericht von Ilona Wissenbach, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)