Deutsche Bahn verringert Verlust ohne Schenker – Immer noch Milliarden-Minus

(Berichtigt Schreibfehler “wird” im zweiten Satz des zweiten Absatzes)

– von Markus Wacket

Berlin (Reuters) – Die Deutsche Bahn kommt trotz eines neuen Milliardenverlustes auf ihrem Sanierungskurs voran.

Nach dem Verkauf ihrer profitablen Logistiktochter Schenker betrug das Minus unterm Strich knapp 1,8 Milliarden Euro, wie Unternehmenszahlen zeigen, die Reuters in Auszügen am Freitag vorlagen. Dies ist rund eine Milliarde Euro Verlust weniger als im Vorjahr. Im operativen Geschäft – also ohne Steuer- und Zinszahlungen der hochverschuldeten Bahn – lag das Minus bei rund 330 Millionen Euro. Hier will die Bahn den Unterlagen zufolge im Jahr deutlich schwarze Zahlen schreiben.

Schenker war lange der größte und fast der einzige Gewinnlieferant im Konzern und glich die Verluste der Geschäfte in Deutschland häufig zu großen Teilen aus. In den Zahlen für 2024 ist Schenker nicht mehr enthalten, obwohl der Verkauf an die dänische DSV für gut 14 Milliarden Euro formal erst in diesem Jahr abgeschlossen wird. Dem Staatskonzern fließen dadurch Mittel zu, die vor allem die Schulden von rund 32,5 Milliarden Euro reduzieren sollen. Das Unternehmen will mit dem Programm S3 bis 2027 mit der verbliebenen Eisenbahn in Deutschland wieder profitabel werden. Unter anderem werden dafür in den nächsten Jahren mindestens 30.000 der gut 200.000 Stwllen wegfallen. So sollen die Sparten 2025 zumindest operativ wieder ins Plus fahren. Unterm Strich wird den Planzahlen zufolge aber auch 2025 ein Minus von rund einer halben Milliarde Euro bleiben.

CARGO MIT VERLUST VON ÜBER 350 MILLIONEN

Die Bahn hat künftig noch vier Kerngeschäftsfelder: das Schienennetz, den Nah- und den Fernverkehr sowie die Güterbahn DB Cargo. Alle Sparten leiden dabei unter dem maroden Gleisnetz: So musste der Fernverkehr allein wegen der Verspätungen seinen Kunden rund 200 Millionen Euro Entschädigungen zahlen. Entsprechend lag die Sparte den Unterlagen zufolge mit rund 100 Millionen Euro im Minus. Bei Cargo waren es 350 Millionen. Die Güterbahn fährt seit Jahren hohe Verluste ein und muss auf Druck der EU-Kommission ab 2026 profitabel sein – andernfalls wird sie zerschlagen. Den Planungen zufolge soll ihr Verlust in diesem Jahr noch 50 Millionen Euro betragen. Bei der Sparte allein sollen für die Sanierung 5000 Stellen wegfallen, parallel wird weniger transportiert. Der Marktanteil des einstigen Fast-Monopolisten im Schienen-Güterverkehr liegt mittlerweile unter 50 Prozent und sinkt weiter.

Der Nahverkehr und das Netz machten hingegen wieder Gewinn, auch weil der Staat die Sanierung zu großen Teilen finanziert. Damit will die Bahn wieder pünktlicher werden, nachdem im vergangenen Jahr mehr als jeder dritte Zug verspätet war. 2024 investierte die Bahn insgesamt über 18 Milliarden Euro vor allem ins Netz und startete mit Frankfurt-Mannheim die Sanierung der wichtigsten Korridore. Pro Jahr rechnet der Konzern mit einem Bedarf von 15 Milliarden Euro, also 150 Milliarden Euro in den nächsten zehn Jahren. Dabei setzt die Bahn auf das von Union und SPD geplante 500-Milliarden-Paket für Infrastruktur insgesamt.

Eine Bahn-Sprecherin wollte sich nicht zu den Zahlen äußern und verwies auf die Präsentation der Bilanz am 27. März.

(Redigiert von Olaf Brenner; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).) Markus.Wacket@thomsonreuters.com)

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