Gewinn bei Daimler Truck sinkt – Sparprogramm in Europa

– von Ilona Wissenbach

Frankfurt (Reuters) – Der Lkw-Bauer Daimler Truck hat nach dem Gewinn-Höhenflug während der Corona-Pandemie eine harte Landung hingelegt und steigt in Europa auf die Kostenbremse.

Konzernchefin Karin Radström kündigte Einsparungen von mehr als einer Milliarde Euro bis spätestens 2030 an. “Das wird nicht möglich sein ohne Auswirkungen auf das Personal – es wird Abbau in Europa, vor allem in Deutschland geben”, ergänzte sie. Der Betrieb müsse schlanker und effizienter werden, um in neue Technologien, Produkte und Serviceangebote investieren zu können.

Während der Corona-Pandemie gab es aufgrund von Halbleitermangel den Ausnahmezustand, dass die Nachfrage nach neuen Lkw höher war als das Angebot. Daimler konnte die Preise hochschrauben und einen Rekordgewinn 2023 erzielen. Im vergangenen Jahr drehte sich der Markt, insbesondere durch die schwache Konjunktur in Europa. Das bereinigte Betriebsergebnis brach auf dem Kontinent um 35 Prozent ein, zeitweise gingen Werke in Deutschland in Kurzarbeit. Die Schwäche an seinem zweitgrößten Markt drückte das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis um 15 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro. Die Rendite im Industriegeschäft sank um einen Prozentpunkt auf 8,9 Prozent. Die Marke Mercedes-Benz verdiente 7,5 nach 10,2 Prozent 2023, Trucks North America steigerte den Gewinn hingegen um sechs Prozent, die Marge kletterte auf 12,9 Prozent.

HOHE AMBITIONEN

Aufsichtsratschef Joe Kaeser hatte zu Radströms Amtsantritt im Herbst die Messlatte für die Rendite des Dax-Konzerns höher gelegt – Ziel müssten Margen wie die der Konkurrenten Scania und Volvo sein, also um die 15 Prozent. Die Traton-Tochter Scania, wo Radström herkommt, ist der profitabelste Hersteller in Europa mit zuletzt 14 Prozent. Tratons deutsche Tochter MAN rangiert leicht hinter Daimler Truck mit 7,2 Prozent. Volvo büßte 2024 etwas Ertragskraft ein und landete bei 12,6 Prozent – rühmte sich aber, mittlerweile Marktführer für Schwerlaster zu sein mit knapp 18 Prozent Marktanteil in Europa. Beim globalen Branchenprimus Daimler dagegen bröckelte der Marktanteil von 20 Prozent vor der Corona-Pandemie auf zuletzt knapp 17 Prozent.

Bisher galt unter guten Marktbedingungen eine Gewinnspanne von mehr als zwölf Prozent als Ziel. Wie Radström das Unternehmen in eine noch rentablere Spitzenposition bringen will, wird sie auf einem Kapitalmarkttag am 8. Juli in den USA erklären. Spätestens dann soll es auch Details zu den Einsparungen geben, die sie mit Verweis auf noch laufende Verhandlungen mit dem Betriebsrat schuldig blieb. Hierzulande sind gut 38.000 der insgesamt 102.000 Mitarbeitenden von Daimler Truck beschäftigt. Ein Insider sagte kürzlich dem “Manager Magazin”, bis zu 5000 Arbeitsplätze seien gefährdet. Der Abbau soll ohne betriebsbedingte Kündigungen vorgenommen werden, denn die sind nach einer Vereinbarung bis 2030 ausgeschlossen. Daran wolle sich Daimler halten, sagte Finanzchefin Eva Scherer.

Der Betriebsrat erklärte, es habe bisher Sondierungen gegeben. “Die Positionen liegen noch weit auseinander”, sagte Betriebsratschef Michael Brecht. Der Vorstand müsse zunächst “verhandlungsfähige Vorschläge” auf den Tisch legen.

RISIKOFAKTOR US-ZÖLLE

“Insgesamt erwartet Daimler Truck ein operativ stabiles Jahr 2025 im Vergleich zu 2024”, erklärte das Unternehmen. Das operative Ergebnis soll um fünf bis 15 Prozent steigen, da Sondereffekte entfallen. Den Umsatz erwartet Daimler auf oder leicht unter Vorjahr mit einer Spanne von 52 bis 54 Milliarden Euro, die Marge soll zwischen acht und zehn Prozent rangieren.

Mögliche weitere Belastungen im China-Geschäft und Restrukturierungskosten seien dabei nicht berücksichtigt. Das gilt auch für die Belastung durch US-Importzölle gegenüber Mexiko, Kanada und Europa, die allesamt Daimler betreffen. Sie sind Radström zufolge noch nicht kalkulierbar, da noch vieles unklar sei. Der Lkw-Bauer könne alle Modelle in seinen Fabriken in den USA oder Mexiko bauen. So könne etwa mehr in den USA produziert werden, wenn es notwendig sei. “Wir bereiten uns auf verschiedene Szenarien vor.” Die von der US-Regierung anvisierte Verwässerung von Umweltvorschriften, die den Aktienkurs von Daimler am Donnerstag massiv sinken ließ, habe keine praktischen Folgen für das US-Geschäft, sagte Radström. Die Aktie erholte sich von dem Schreck mit einem Plus von rund drei Prozent am Freitag.

(Mitarbeit Christina Amann. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

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