Frankfurt (Reuters) – Der Dax hat es nach seinem deutlichen Plus zum Wochenschluss am Montag ruhiger angehen lassen.
Gebannt warteten die Investoren auf die für Dienstag im Bundestag angesetzte Abstimmung über das Milliarden-Finanzpaket von Union und SPD. Der deutsche Leitindex hielt sich mit einem Mini-Plus von 0,2 Prozent knapp über der 23.000-Punkte-Marke, der EuroStoxx50 gewann 0,3 Prozent. “Der Countdown läuft”, sagte Chefanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. Erst am Dienstag sei endgültig klar, “ob Friedrich Merz mit prall gefüllten Kassen oder ohne regieren kann oder muss”.
Das von Union und SPD geplante Schuldenpaket für Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur hat am Wochenende eine weitere Hürde genommen. Der Haushaltsausschuss des Bundestages beschloss mit den Stimmen von Union, SPD und Grünen einen Gesetzentwurf für mehrere Grundgesetzänderungen. Der Ausschuss empfahl dem Bundestag, das Paket am Dienstag mit der erforderlichen Zwei-Drittel-Mehrheit zu verabschieden. Der Bundesrat könnte am 21. März zustimmen. Für die Grundgesetzänderungen haben Union, SPD und Grüne im Bundestag eine ausreichende Mehrheit. Im Bundesrat ist die Zwei-Drittel-Mehrheit indes noch nicht sicher. Zudem sorgte eine erneute Klage der AfD vor dem Bundesverfassungsgericht für Unruhe. Das Bundesverfassungsgericht hatte am Freitag Eilanträge von AfD und der Linken gegen Sondersitzungen des Bundestages in alter Zusammensetzung zurückgewiesen.
ZINSENTSCHEID DER US-NOTENBANK FED IM FOKUS
Der Euro, der wie auch der Dax zuletzt stark von der Hoffnung auf eine Wiederbelebung der europäischen Wirtschaft durch das Fiskalpaket profitiert hatte, stieg in Erwartung der Abstimmung um 0,3 Prozent auf 1,0909 Dollar. Der Dollar-Index lag mit 103,6030 Stellen leicht schwächer.
Anleger warteten mit Spannung auch auf den US-Zinsentscheid der US-Notenbank Fed am Mittwoch. Experten gehen davon aus, dass die Währungshüter im Warte-Modus bleiben und sich zunächst einen Überblick darüber verschaffen wollen, wie sich der von US-Präsident Donald Trump betriebene scharfe Kurswechsel in der Handelspolitik auf Inflation und Konjunktur auswirkt. Der Leitzins könnte daher wie schon im Januar in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent belassen werden. Gleichwohl dürften die Investoren sehr genau darauf achten, welchen Ton Fed-Chef Jerome Powell auf der Pressekonferenz nach der Sitzung anschlägt. Die Frage sei, ob die Notenbank an ihrer abwartenden Haltung festhalte oder erste Hinweise auf anstehende Zinssenkungen liefere, sagte Maximilian Wienke vom Broker eToro.
BAYER PUNKTEN MIT TEILERFOLG IM GLYPHOSAT-STREIT
Unter den Einzelwerten sorgte Bayer für Gesprächsstoff. Im Ringen um eine Eindämmung der Glyphosat-Klagen in den USA hat der Agrar- und Pharmakonzern einen wichtigen Teilerfolg erzielt. Der Bundesstaat Georgia verabschiedete eine Gesetzesänderung, die die Position des Unternehmens stärkt. Die Bayer-Aktien gehörten mit einem Plus von bis zu 2,9 Prozent zu den größten Dax-Gewinnern. Auch bei Porsche SE griffen die Anleger am Montag zu, die Aktien rückten um 2,2 Prozent vor. Die VW-Eigentümerfamilien Porsche und Piëch prüfen einem Bericht der “Bild” zufolge einen Teilverkauf ihrer VW-Aktien. Die Titel des Sportwagenbauers Porsche und von Volkswagen notierten jeweils gut zwei Prozent fester.
Federn lassen mussten dagegen die Immobilienwerte. Die Papiere vom Vonovia gaben im Dax zeitweise 2,8 Prozent nach, LEG Immobilien, TAG Immobilien und Deutsche Wohnen verloren im MDax zwischen 2,3 und 0,7 Prozent. Die Analysten der Deutschen Bank haben eine Reihe von Herunterstufungen und Kurszieländerungen vorgenommen. Unter anderem setzten sie Vonovia auf “Hold” von “Buy”.
Am Rohstoffmarkt zogen nach den US-Angriffen auf Stellungen der Huthi-Miliz im Jemen die Ölpreise deutlich an. Das Nordseeöl Brent und das US-Öl WTI verteuerten sich in der Spitze um mehr als eineinhalb Prozent auf 71,80 beziehungsweise 68,37 Dollar je Fass. Der europäische Gas- und Öl-Aktienindex gewann 1,3 Prozent. Laut US-Verteidigungsminister Steve Hegseth ist die Kampagne eine Reaktion auf die zahlreichen Angriffe der Huthis auf Handelsschiffe in der Region. Sie diene als Warnung an den Iran, die Unterstützung der Gruppe einzustellen. Die geopolitischen Spannungen rückten zurück in den Fokus, sagte Tony Sycamore vom Broker IG. Gestützt wurden die Ölpreise auch durch die Hoffnung auf eine Wiederbelebung der chinesischen Nachfrage, nachdem Peking neue Anstrengungen zur Ankurbelung des Binnenkonsums in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt angekündigt hatte.
(Bericht von: Daniela Pegna, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)