Dax vor Finanzpaket-Abstimmung auf Rekordhoch

Frankfurt (Reuters) – Kurz vor der Abstimmung im Bundestag über das milliardenschwere Finanzpaket setzt der Dax seine Rekordjagd fort.

Der deutsche Leitindex kletterte am Dienstagvormittag um bis zu 1,4 Prozent auf 23.476,01 Punkte und erreichte damit einen neuen Höchststand. Der EuroStoxx50 gewann in der Spitze ein Prozent auf rund 5501 Zähler.

Bei der Sondersitzung des Bundestags wird mit Spannung erwartet, ob Union, SPD und Grüne nach der Einigung über Nachbesserungen am Finanzpaket eine Zweidrittel-Mehrheit zustande bekommen. Elemente des Finanzpakets sind das Streichen eines Deckels in der Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben und ein 500 Milliarden Euro umfassendes Sondervermögen für Investitionen in Infrastruktur. “Heute wird Geschichte geschrieben, wenn der Bundestag eine Grundgesetzänderung beschließt und damit den fiskalischen Kurs aufgibt, für den Deutschland immer bekannt war”, sagte Christoph Rieger, Chefstratege der Commerzbank.

ZEW-INDEX MACHT SPRUNG NACH OBEN

Andere Experten mahnten zur Vorsicht. “Auch wenn die Abstimmung heute gelingt, wird es dennoch einige Zeit dauern, bis sich die Pakete tatsächlich in einem höheren Wirtschaftswachstum bemerkbar machen”, sagte etwa Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners. Außerdem ist das Finanzpaket noch nicht beschlossen. Scheitert das Vorhaben, dann könnten auch die Koalitionsverhandlungen platzen. Stimmt der Bundestag mit Zweidrittel-Mehrheit zu, muss am Freitag noch die Länderkammer ihr OK geben.

Für eine hoffnungsvolle Stimmung sorgten auch die jüngsten Nachrichten an der Konjunkturfront. Das Barometer für die Konjunkturaussichten in den kommenden sechs Monaten stieg im März um 25,6 Punkte auf plus 51,6 Zähler, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zu seiner Umfrage unter 154 Anlegern und Analysten mitteilte. Dies ist der stärkste Anstieg seit mehr als zwei Jahren und das höchste Niveau seit gut drei Jahren. “Wegen der Aussicht auf die Fiskal-Bazooka sausen die Erwartungen nach oben. Ohne das US-Zolltheater hätten sich die Erwartungen vielleicht noch stärker aufgehellt”, sagte Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe. Zugleich warnte er: “Das ist viel Fantasie, die sich erst noch bewahrheiten muss.”

RÜSTUNGS- UND BAUSEKTOR IM HÖHENFLUG

Die Aussicht auf steigende Investitionen beflügelte Aktien aus dem Rüstungs- und Bausektor. Die Titel von Renk, Hensoldt und Rheinmetall kletterten um gut vier bis knapp zehn Prozent. Der Stahl- und Metallhändler Klöckner gewann vier Prozent. Die Aktie des Industriekonzerns Thyssenkrupp, der mit seiner Tochter Marine Systems im Rüstungssektor tätig ist, zog um 6,3 Prozent an.

Steil nach oben ging es auch bei SFC Energy. Die im SDax notierten Titel des Brennstoffzellen-Herstellers schnellten nach einem neuen Auftrag der kanadischen Regierung um fast 13 Prozent nach oben. Unabhängig vom Deal in Kanada dürfte SFC zudem auch vom deutschen Finanzpaket profitieren, sagte Experte Karsten von Blumenthal vom Analysehaus First Berlin.

Aus den Depots flogen dagegen die Aktien von Fraport, die nach einem negativ aufgenommenen Geschäftsbericht um rund ein Prozent nachgaben. Der Flughafenbetreiber fuhr zwar bei leichtem Wachstum der Passagierzahl am Frankfurter Airport im vergangenen Jahr einen Rekordgewinn ein. Allerdings sei der vorsichtige Jahresausblick eine Enttäuschung, schreiben die Experten der US-Investmentbank Jefferies.

(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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