Ingenieurverband fürchtet um Umsetzung des Sondervermögens – “Fachkräfte fehlen”

Berlin (Reuters) – Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) sieht die Umsetzung des 500 Milliarden Euro großen Sondervermögens für Infrastruktur durch den Fachkräftemangel gefährdet.

“Wir brauchen für die Umsetzung des riesigen Investitionspakets in konkrete Projekte, die mehrere Jahre in Anspruch nehmen werden, mehr Ingenieurskapazitäten”, sagte VDI-Direktor Adrian Willig am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Gleichzeitig dürften aber bis 2035 etwa 340.000 Akademiker aus dem MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) den Arbeitsmarkt verlassen. Aktuell gebe es bereits eine Fachkräftelücke von etwa 130.000 offenen Stellen in den Ingenieur- und IT-Berufen. “Der Fachkräftemangel wird sich also verschärfen und er gefährdet die Umsetzung des Investitionspakets”, warnte Willig.

Ohne Umsteuern im Bereich der technischen Bildung der Kinder, ohne bessere digitale Ausstattung der Schulen und ohne Anreize für die Ingenieurausbildung werde das Sondervermögen Infrastruktur “nicht sinnvoll ausgegeben werden können”, fügte der VDI-Direktor hinzu. Der Bedarf an qualifizierten technischen Fachkräften erfordere eine gezielte Förderung von an Technik interessierten jungen Menschen. Dazu sollte ein Technikunterricht in allen Schulformen und über alle Schulstufen hinweg verbindlich, durchgängig und mit bundesweit einheitlichen Bildungsstandards in allen Bundesländern eingeführt werden.

“Dies geht nur, wenn die Schulen deutschlandweit auch digital auf dem aktuellen Stand der Technik ausgestattet sind”, sagte Willig. Die Bundesländer sollten dazu verpflichtet werden, ihren Anteil von 100 Milliarden Euro am Sondervermögen für die technische Ausstattung der Schulen einzusetzen, Lehrkräfte weiterzubilden sowie personelle Kapazitäten zur Betreuung der IT-Infrastruktur zu schaffen. “Die technische Bildung an Schulen ist die Basis dafür, auch mehr junge Menschen dafür zu gewinnen, ein Ingenieurstudium zu ergreifen.”

Der VDI will auch den Anteil von Frauen in den Ingenieurberufen erhöhen, vor allem durch eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. “Daher muss mit dem Ausbau der Infrastruktur ausdrücklich auch der Ausbau der Betreuungsinfrastruktur gefördert werden”, sagte Willig. Außerdem brauche es ein Maßnahmenbündel, damit mehr der 30 Prozent der ausländischen Studierenden in den technischen Studiengängen in Deutschland nach ihrem Abschluss auch dem Arbeitsmarkt hierzulande zur Verfügung stehen.

(Bericht von Rene Wagner; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

tagreuters.com2025binary_LYNXMPEL2H08I-VIEWIMAGE