Berlin (Reuters) – Lichtblick für den kriselnden Wohnungsbau in Deutschland: Die Zahl der Baugenehmigungen stieg im Januar nicht nur den zweiten Monat in Folge, sondern zugleich so stark wie seit drei Jahren nicht mehr.
Sie legte um 6,9 Prozent oder 1200 auf 18.000 Wohnungen zu, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Das ist der stärkste Zuwachs seit Anfang 2022. Im Dezember hatte es bereits ein Plus von 5,1 Prozent gegeben. “Zuvor war die Zahl der zum Bau genehmigten Wohnungen seit April 2022 durchgängig gegenüber dem jeweiligen Vorjahresmonat gesunken”, erklärten die Statistiker. 2024 gaben die Behörden grünes Licht für 215.900 Wohnungen – das waren so wenige wie seit 2010 nicht mehr.
Die Baubranche sieht noch keine Trendwende. “Die leicht positive Entwicklung darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir uns weiterhin auf dem niedrigsten Niveau der letzten zehn Jahre befinden”, sagte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver Müller. Zudem seien die Renditen für zehnjährige Bundesanleihen nach der Ankündigung des von Union und SPD geplanten Sondervermögens für Verteidigung und Infrastruktur deutlich von etwa 2,5 auf 2,9 Prozent gestiegen. “In der Folge legten auch die Bauzinsen zu”, sagte Müller. “Der Wohnungsbau leidet somit weiter unter den schlechten Rahmenbedingungen und der Zurückhaltung der Investoren – trotz des hohen Neubaubedarfs.”
“ES WIRD WEITER GEBAUT”
Das Bundesbauministerium spricht dagegen von einer guten Nachricht. “Die Förderprogramme für den Wohnungsneubau wirken”, sagte ein Sprecher. “Trotz schwieriger Rahmenbedingungen wird weiter gebaut und genehmigt.” Insbesondere die massive Förderung des sozialen Wohnungsbaus erweise sich als Stabilitätsanker für die Bauwirtschaft. Im vergangenen Jahr seien 62.500 Sozialwohnungen gefördert worden und damit rund 26 Prozent mehr als 2023.
Dennoch blicken die sogenannten Immobilienweisen in ihrem kürzlich veröffentlichten Frühjahrsgutachten pessimistisch auf das laufende Jahr. Ihren Prognosen zufolge dürfte die Zahl der Genehmigungen bei etwa 210.000 liegen – dies wäre gegenüber 2023 ein Einbruch um 45 Prozent. Die Baugenehmigungen von heute gelten als Frühindikator für die Neubauten von morgen. 2025 dürften den Immobilienfachleuten zufolge nur 230.000 neue Einheiten gebaut werden – und damit weit weniger als die von der scheidenden Bundesregierung ursprünglich angestrebte Marke von 400.000. Höhere Zinsen und teure Baumaterialien haben viele potenzielle Bauherren in den vergangenen Jahren abgeschreckt.
Im Januar stieg die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser besonders deutlich: Hier gab es ein Plus von 21,7 Prozent auf 3400, wie das Statistikamt herausfand. Bei den Zweifamilienhäusern sank die Zahl dagegen um 10,1 Prozent auf 1000. Bei der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart, den Mehrfamilienhäusern, wurde ein Plus von 5,8 Prozent auf 9800 Wohnungen registriert.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)