China mit Charmeoffensive: Ausländische Wirtschaftsbosse werden umgarnt

Berlin (Reuters) – Angesichts zunehmender Handelskonflikte und ausbleibender Investitionen umgarnt die chinesische Regierung zunehmend ausländische Konzernchefs.

Seit Februar haben Handelsminister Wang Wentao, dessen Vize und weitere Handelsvertreter mindestens zehn Führungskräfte multinationaler Firmen wie Airbus, PepsiCo und Procter & Gamble empfangen, ergab eine Auswertung der Nachrichtenagentur Reuters. “Stabile, gesunde und nachhaltige Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen China und den USA liegen im grundlegenden Interesse beider Länder und kommen auch globalen Unternehmen zugute”, sagte Vize-Handelsminister Wang Shouwen zu PepsiCo-Chef Ramon Laguarta.

Die Häufigkeit der Treffen nahm gegen Ende Februar zu. Zuvor hatten offizielle Daten gezeigt, dass die ausländischen Direktinvestitionen in China im vergangenen Jahr um 27,1 Prozent eingebrochen sind – das ist das größte Minus seit der globalen Finanzkrise 2008. Die Treffen fanden auch wegen der Eskalation im Handelsstreit mit den USA zu. Beobachtern zufolge ist Peking bestrebt, die Beziehungen zu Wirtschaftsbossen globaler Unternehmen zu verbessern. Das solle Störungen abwehren, die durch die von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle ausgelöst wurden.

Allein sechs der elf Unternehmen – mit denen in den vergangenen Wochen gesprochen wurde – haben ihren Hauptsitz in den USA. Die anderen sind europäische, britische und australische Konzerne. “Das Wesentliche an den Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen China und den USA ist der gegenseitige Nutzen und die Win-win-Situation”, heißt es in einer Erklärung des Handelsministeriums. Ressortchef Wang Wentao traf erst am Montag den Chef des europäischen Flugzeugbauers Airbus, Guillaume Faury. Auch Michael Voigt, Chef des deutschen Gewürz- und Würzmittelherstellers Hela, wurde im März empfangen.

Die chinesische Führung hat für das laufende Jahr erneut “rund fünf Prozent” als Ziel für das Wirtschaftswachstum ausgeben. Ob das erreicht wird, ist aber fraglich. Der Zollkonflikt mit den USA belastet den Exportweltmeister, während die Immobilienkrise viele Chinesen vor größeren Anschaffungen abhalten könnte.

(Bericht von Xiuhao Chen und Ryan Woo, geschrieben von Rene Wagner, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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