Gewinnmitnahmen bremsen Dax – Fed-Zinsentscheid im Blick

Frankfurt (Reuters) – Vor dem Zinsentscheid der US-Notenbank haben Anleger am deutschen Aktienmarkt Gewinne eingestrichen.

Der Dax verlor am Mittwoch bis gegen Mittag 0,2 Prozent auf 23.283 Punkte, nachdem er am Dienstag ein Prozent zugelegt hatte. Der EuroStoxx50 lag 0,2 Prozent höher bei 5498 Punkten. “Das Sondervermögen und somit die bereits an der Frankfurter Börse gefeierte Konjunkturspritze ist durch”, fasste Stratege Christian Henke vom Broker IG Markets zusammen. Die Zustimmung durch den Bundesrat am Freitag zu einer Lockerung der Schuldenbremse zugunsten höherer Verteidigungsausgaben und eines Milliarden-Sondervermögens für Investitionen in die Infrastruktur dürfte eine reine Formsache sein. “Weitere Kurstreiber sind im Augenblick jedoch Mangelware.”

Ein Unsicherheitsfaktor aus Sicht der Investoren ist nach wie vor die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump. “Sein unberechenbarer Ansatz erhöht die geopolitischen Risiken und destabilisiert die globalen Märkte, während Zölle die Inflation in die Höhe treiben und das Wachstum in den USA hemmen könnten”, sagte Michaël Lok, Chefanlagestratege des Vermögensverwalters UBP.

FED AM DRÜCKER – ANLEGER WENDEN SICH DOLLAR ZU

Die US-Börsen hinken den europäischen Indizes deshalb seit geraumer Zeit hinterher: Während der Dax seit Jahresbeginn mehr als 17 Prozent gewonnen hat, ging es für den S&P 500 um 4,5 Prozent abwärts. Mit Argusaugen werden Anleger deswegen vor allem auf den geldpolitischen Ausblick von Fed-Chef Jerome Powell achten. Beobachter gehen davon aus, dass die US-Währungshüter den Leitzins am Mittwoch in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent belassen werden. Die entscheidende Frage sei, ob Powell einen gemäßigten Ton anschlage und die Erwartungen der Börsianer an drei Zinssenkungen in diesem Jahr verstärke, oder ob sich der Fokus auf Trumps Zölle und deren potenzielle Inflationsauswirkungen verlagere, sagte ActivTrades-Analyst Ricardo Evangelista.

Die vorsichtige Haltung der Anleger im Vorfeld zeigte sich auch an einem festeren Dollar. Der Dollar-Index notierte 0,3 Prozent fester bei 103,64 Punkten. Der Euro, der dank des deutschen Finanzpakets zuletzt stark zugelegt hatte, verlor 0,4 Prozent auf knapp unter 1,09 Dollar. Auch die Entwicklungen in der Türkei schlugen an den Börsen Wellen, nachdem der Istanbuler Bürgermeister und wichtigste politische Rivale von Präsident Tayyip Erdogan, Ekrem Imamoglu, unter anderem wegen Korruptionsvorwürfen festgenommen wurde. Der Leitindex der Istanbuler Aktienbörse fiel um bis zu sieben Prozent und die türkische Lira ging auf Talfahrt. Dadurch stieg der Kurs des Dollar zeitweise um knapp zwölf Prozent auf ein Rekordhoch von 40,961 Lira.

RÜSTUNGSWERTE IM MINUS – “BUY THE RUMOUR, SELL THE FACT”

Am europäischen Aktienmarkt konnten Rüstungs- und Bauwerte ihre anfänglichen Kursgewinne nicht halten. Papiere von Rheinmetall rutschten um 7,9 Prozent ans Dax-Ende, Hensoldt fielen ebenso stark, Renk sackten um knapp zehn Prozent ab. Aktien des ebenfalls als Rüstungsprofiteur gesehenen Motorenherstellers Deutz hoben zunächst um 12,6 Prozent ab und notierten anschließend um rund sechs Prozent niedriger. Anleger folgten dem Börsenmotto “buy the rumour, sell the fact”, sagte ein Händler mit Blick auf die Kursentwicklung seit Ankündigung des deutschen Maßnahmenpakets.

Die zuletzt stark gestiegenen Aktien von Steyr Motors sackten um rund 40 Prozent ab. Großaktionär Mutares will seinen Anteil an dem österreichischen Motorenhersteller reduzieren, um den Streubesitz der Aktien zu erhöhen. Die Aktien des Finanzinvestors gaben im SDax um zehn Prozent nach.

(Bericht von Anika Ross, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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