UniCredit-Chef: Kann bis Ende 2027 auf mögliche Commerzbank-Übernahme warten

London/Düsseldorf (Reuters) – UniCredit-Chef Andrea Orcel lässt sich mit seiner Entscheidung über eine mögliche Übernahme der Commerzbank mehr Zeit.

“Ich kann mich hinsetzen und bis zum Ende des Jahres 2027 warten”, sagte er auf der Morgan Stanley European Financials Conference in London. Als die italienische Großbank einen Minderheitsanteil an dem Frankfurter Geldhaus übernommen hatte, habe sich deren Wert verdoppelt. “Wir wollen verstehen, ob der Preis den Wert widerspiegelt”, sagte Orcel. Die Zeit, die es brauche, um Fusionen und Übernahmen im europäischen Bankensektor abzuwickeln, stimme ihn jedoch “weniger optimistisch” in Bezug auf Transaktionen im weiteren Sinne.

UniCredit müsse nun auf die Genehmigung der deutschen Kartellbehörde warten und sich mit der neuen Bundesregierung auseinandersetzen, was den Vorgang bremse. “Es ist schwer vorstellbar, dass wir vor September oder Oktober vorankommen”, sagte der UniCredit-Chef.

Das Bundeskartellamt wird den Einstieg der UniCredit bei der Commerzbank in einer ersten Prüfung voraussichtlich bis Mitte April unter die Lupe nehmen. Die Frist für das Ende der ersten Phase der Untersuchung werde nach jetzigem Stand voraussichtlich am 14. April ablaufen, sagte ein Sprecher der Behörde. Orcel hatte zuvor beklagt, die Entscheidung der Wettbewerbshüter könne sich noch über Monate hinziehen und nehme mehr Zeit als angenommen in Anspruch.

UniCredit hatte die Übernahme eines Minderheitsanteils an der Commerzbank im Februar beim Kartellamt zur Prüfung angemeldet. Die Behörde hat nach Eingang der vollständigen Unterlagen bis zu einem Monat Zeit für die Prüfung der Pläne. Halten die Wettbewerbshüter eine weitere Prüfung für erforderlich, wird ein förmliches Hauptprüfverfahren eingeleitet und die Frist für die Prüfung verlängert. Das Bundeskartellamt muss im Fall eines Hauptprüfverfahrens innerhalb von fünf Monaten ab Eingang der Anmeldung entscheiden.

UniCredit ist mit bisher 9,5 Prozent zweitgrößter Aktionär der Commerzbank nach dem Bund, der zwölf Prozent hält. Die Italiener haben sich aber über Optionen und andere Derivate nach eigenen Angaben Zugriff auf weitere 18,5 Prozent an dem Frankfurter Institut gesichert. Ein Tausch in Aktien wäre aber erst nach Erhalt der Genehmigungen möglich.

(Bericht von Tommy Reggiori Wilkes und Matthias Inverardi, geschrieben von Philipp Krach, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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