Suwon, Südkorea (Reuters) – Mit “bedeutenden” Übernahmen will sich Samsung aus seiner aktuellen Krise befreien.
Dies werde den südkoreanischen Elektronikkonzern wieder auf Wachstumskurs bringen, kündigte Co-Chef Han Jong-hee auf der Hauptversammlung am Mittwoch an. Allerdings versuchte er gleichzeitig, überzogene Erwartungen zu dämpfen. Nationale Interessen und regulatorische Hürden erschwerten derartige Transaktionen. “Aber wir sind entschlossen, in diesem Jahr greifbare Ergebnisse zu liefern.”
Auf der Hauptversammlung musste sich das Management des wertvollsten Börsenwerts Südkoreas der Kritik der Samsung-Eigner stellen. Sie äußerten sich frustriert über die enttäuschende Geschäftsentwicklung und den fallenden Aktienkurs. Jun Young-hyun, Co-Konzernchef und Leiter der kriselnden Chip-Sparte, entschuldigte sich hierfür. “Wir haben Trends zu spät erkannt und deshalb die frühen Marktchancen verpasst”, räumte er ein. 2025 werde aber ein Jahr, “in dem wir unsere grundlegende Wettbewerbsfähigkeit zurückgewinnen”.
HAUSGEMACHTE PROBLEME UND EXTERNE BELASTUNGSFAKTOREN
Intern herrscht daran jedoch Zweifel. “Unser technologischer Vorsprung hat in allen unseren Geschäftsbereichen gelitten”, kritisierte Verwaltungsratschef Jay Y. Lee laut der Mitschrift eines Management-Treffens, die die Nachrichtenagentur Reuters einsehen konnte. “Es ist kaum zu erkennen, dass Anstrengungen unternommen werden, um Innovationen voranzutreiben oder neue Herausforderungen zu bewältigen. Es gibt nur Bemühungen, den Status quo aufrechtzuerhalten, anstatt die Dinge zu verändern.”
Darüber hinaus drohen dem Konzern Einbußen durch die in den vergangenen Jahren immer wieder verschärften US-Beschränkungen für Technologieexporte nach China. Die Volksrepublik ist für Samsung inzwischen der wichtigste Absatzmarkt, weil die dortigen Kunden in Erwartung neuer Embargos ihre Lager auffüllen. Gleichzeitig könnten bereits zugesagte US-Staatshilfen zur Förderung der dortigen Chipproduktion durch die Regierung des Präsidenten Donald Trump widerrufen werden. Auf die von Trump geplanten Einfuhrzölle will Samsung nach eigenen Aussagen flexibel reagieren.
BEI KI UND IM SMARTPHONE-GESCHÄFT HINTER DER KONKURRENZ
Samsung hinkt im Wettrennen um Hochleistungsspeicher für Künstliche Intelligenz (KI) den Konkurrenten SK Hynix und Micron hinterher. Während Ersterer dank einer stürmischen Nachfrage nach sogenannten HBM-Chips von Quartalsrekord zu Quartalsrekord eilt, enttäuschte Samsung wiederholt mit seinen Geschäftszahlen. Micron hat angekündigt, am Donnerstag die Bücher zu öffnen. HBM-Speicherchips (High Bandwidth Memory) sind für den KI-Einsatz prädestiniert, weil sie Daten sehr schnell zwischenspeichern und wieder ausgeben können.
Gleichzeitig verliert Samsung im Geschäft mit der Auftragsfertigung von Computerchips Marktanteile an den Weltmarktführer TSMC aus Taiwan. Der Absatz von Smartphones bleibt hinter dem von Apple oder chinesischer Anbieter zurück.
Aus diesem Grund ist die Marktkapitalisierung von Samsung in den vergangenen zwölf Monaten um etwa 20 Prozent auf zuletzt umgerechnet 219 Milliarden Euro gesunken. Die Titel von SK Hynix legten im gleichen Zeitraum rund 28 Prozent zu.
(Bericht von Hyunjoo Jin und Heekyong Yang, geschrieben von Hakan Ersen, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)