München (Reuters) – Angesichts der Politik von Präsident Donald Trump verlieren die USA nach Einschätzung einer einflussreichen Vertreterin der deutschen Metall- und Elektroindustrie an Attraktivität.
“Jeder, der noch nicht vor Ort ist, überlegt sich, ob er da hingehen soll”, sagte Angelique Renkhoff-Mücke, die als Verhandlungsführerin der bayerischen Arbeitgeber im November den bundesweiten Pilotabschluss mit der IG Metall ausgehandelt hatte, am Mittwochabend im Münchner Club Wirtschaftspresse. “Rechtsstaatlichkeit ist dort nicht mehr sichergestellt.” Und damit stehe eine wesentliche Grundlage des Geschäfts in Frage.
Renkhoff-Mücke ist Eigentümerin und Vorstandschefin von Warema Renkhoff, einem Hersteller von Leichtmetall-Jalousien und Sonnensegeln im unterfränkischen Marktheidenfeld. Sie sitzt im Präsidium des Verbands der bayerischen Metall- und Elektroindustrie (vbm). Auch von einer künftigen Bundesregierung erwarte ihr Verband vor allem Verlässlichkeit. “Es ist wichtig, dass man Stabilität sieht und dass man sich auf die Regierung verlassen kann. Subventionen helfen da nicht”, sagte Renkhoff-Mücke.
Die Kehrtwende der CDU/CSU nach der Bundestagswahl zu dem mit SPD und Grünen vereinbarten Finanzpaket mit Milliardenschulden sehe sie kritisch. “Das hat der Demokratie keine Glaubwürdigkeit erwiesen.” Zwar habe Trumps Politik den Verteidigungsinvestitionen neue Dringlichkeit verschafft. Doch die Defizite der Infrastruktur, die nun mit einem Sondervermögen angegangen werden sollen, seien seit langem bekannt.
Renkhoff-Mücke handelt seit 14 Jahren für die Arbeitgeber in Bayern die Tarifabschlüsse mit der IG Metall aus. Im November hatten Bayern und der Tarifbezirk Küste – erstmals als Tandem – einen Pilotabschluss erzielt. Die gemeinsamen Verhandlungen, die auf Betreiben der IG Metall zustandegekommen waren, hätten sich bewährt, sagte sie. “Am Anfang gab es sehr viel Skepsis auf beiden Seiten. Aber im Nachhinein waren alle überzeugt, dass das ein gutes Modell war.”
(Bericht von Jörn Poltz und Alexander Hübner, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)