Zürich (Reuters) – Die Schweizer Währungshüter haben den Leitzins wie erwartet zum fünften Mal in Folge gesenkt und dürften nach Einschätzung von Ökonomen am Ende ihres aktuellen Senkungszyklus angekommen sein.
Die Notenbank SNB setzte den Leitzins am Donnerstag um 25 Basispunkte auf 0,25 Prozent herab und bekräftigte ihre Bereitschaft zu Interventionen am Devisenmarkt, sollte das nötig sein. Zum weiteren Vorgehen hielt sich das dreiköpfige Direktorium bedeckt und betonte die global hohen handels- und geopolitischen Unsicherheiten.
“Mit unserer Zinssenkung tragen wir dem schwachen Inflationsdruck und den Abwärtsrisiken Rechnung”, sagte Notenbankpräsident Martin Schlegel auf einer Pressekonferenz. “Angesichts der gestiegenen Unsicherheit werden wir die Lage weiter genau beobachten und die Geldpolitik, wenn nötig, anpassen, um weiterhin angemessene monetäre Bedingungen zu gewährleisten.”
Experten rechnen nun vorerst nicht mehr mit weiteren Zinssenkungen der Schweizer Notenbank. “Die SNB war nicht nur die erste große Zentralbank, die in diesem Zyklus mit Zinssenkungen begonnen hat, sondern dürfte mit dem heutigen Schritt auch die erste sein, die ihre Zinssenkungen abgeschlossen hat”, erklärte Karsten Junius, Chefökonom bei der Privatbank J. Safra Sarasin. “Die Aufwärtsrevisionen des Inflationsprofils deuten darauf hin, dass keine weitere Zinssenkung erforderlich ist.” Von Reuters befragte Volkswirte hatten mehrheitlich prognostiziert, dass der Leitzins auf 0,25 Prozent sinken und dann auf diesem Niveau verharren wird. “Wir denken, dass die heutige Zinssenkung wahrscheinlich die letzte in diesem Zyklus war”, erklärte auch Adrian Prettejohn, Volkswirt bei Capital Economics.
Die US-Notenbank Fed hatte am Mittwochabend ihren Leitzins erneut nicht angetastet, allerdings weitere Zinssenkungen im Jahresverlauf signalisiert. Auch die Bank von England drehte am Donnerstag nicht an der Zinsschraube. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte die Zinsen jüngst weiter gesenkt, sich zum weiteren Kurs aber vorsichtiger geäußert als zuvor.
ETWAS HÖHERE INFLATIONSPROGNOSE
Die SNB hob die für ihre Zinsentscheidung maßgebliche Inflationsprognose für dieses Jahr leicht an: Sie rechnet 2025 nun mit einem Anstieg der Verbraucherpreise um 0,4 Prozent, nachdem sie im Dezember noch 0,3 Prozent veranschlagt hatte. Im kommenden Jahr und 2027 werden dann jeweils 0,8 Prozent Teuerung erwartet. Die Schweiz hat eine der niedrigsten Inflationsraten unter den großen Volkswirtschaften: Im Februar lag die Jahresteuerung mit 0,3 Prozent auf dem tiefsten Stand seit fast vier Jahren. SNB-Chef Schlegel sagte, die Zentralbank habe innerhalb des von ihr angepeilten Zielbands von null bis zwei Prozent Inflation keine Präferenz.
Die Notenbank erwartet dieses Jahr weiterhin zwischen 1,0 und 1,5 Prozent Wirtschaftswachstum in der Schweiz. 2026 wird dann mit rund 1,5 Prozent gerechnet. Im vergangenen Jahr war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) einer ersten Schätzung zufolge um 0,9 Prozent gestiegen.
Das SNB-Direktorium entscheidet in der Regel viermal jährlich gegen Ende des Quartals über die Zinsen: Die nächste geldpolitische Lagebeurteilung ist für den 19. Juni anberaumt.
(Bericht von Paul Arnold und Oliver Hirt, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)