– von Alexander Hübner und Mathieu Rosemain
Frankfurt/Paris (Reuters) – Kurz vor dem geplanten Börsengang der Oldenburgischen Landesbank (OLB) hat sich das französische Genossenschaftsinstitut Credit Mutuel die Bank geschnappt.
Der Eigentümer der Düsseldorfer Targobank zahlt Insidern zufolge knapp zwei Milliarden Euro für das norddeutsche Geldhaus, das bisher drei Finanzinvestoren um die US-Beteiligungsfirma Apollo gehört. “Mit dem Erwerb der OLB macht Credit Mutuel Alliance Fédérale einen entscheidenden Schritt, um in Deutschland weiter zu wachsen”, erklärte der Präsident des genossenschaftlichen Spitzeninstituts in Frankreich, Daniel Baal. Targobank und OLB zusammen gehörten dann mit einer Bilanzsumme von 79 Milliarden Euro zu den größten zehn Bankengruppen in Deutschland.
Eigentlich wollte die OLB Insidern zufolge am Donnerstag den offiziellen Startschuss für ihren Börsengang im April geben. Doch in der Nacht zuvor machten ihre Eigentümer, die Finanzinvestoren Apollo und Grovepoint sowie der Pensionsfonds Teacher Retirement System of Texas, den Verkauf an die Franzosen perfekt. “Langfristig wird die OLB voraussichtlich stärker von einem Verkauf profitieren als von einem ursprünglich geplanten Börsengang”, begründeten sie den Schritt. Die Investorengruppe hatte die ehemals zur Dresdner Bank gehörende OLB 2017 für 300 Millionen Euro von der Allianz übernommen und mit Zukäufen – unter anderem der Degussa Bank – ausgebaut.
Der Verkauf gibt den Investoren die Möglichkeit, sofort auszusteigen, bei einem Börsengang hätte das voraussichtlich Jahre gedauert. Bei dem Börsengang hatte die OLB auf eine Bewertung von 1,7 bis 2,0 Milliarden Euro gehofft, nun können die Eigentümer mit einem sicheren Erlös am oberen Rand der Spanne rechnen. Die OLB und Credit Mutuel wollten sich zum Kaufpreis nicht äußern. Starke Schwankungen an den Börsen machen Aktienemissionen ohnehin schwierig. Auch der Pharmahersteller Stada hat seine Börsenpläne Insidern zufolge verschoben.
Für Credit Mutuel ist es schon der zweite Überraschungscoup in Deutschland: Die Franzosen hatten 2008, mitten in der Finanzkrise, für fünf Milliarden Euro die vor allem für Ratenkredite und Kreditkarten bekannte Citibank Privatkunden AG übernommen und in Targobank umgetauft. Mit 7200 Mitarbeitern und 340 Filialen kam sie 2023 bei einer Bilanzsumme von knapp 42 Milliarden Euro auf einen Vorsteuergewinn von 671 Millionen Euro. Doch das Geschäft mit Verbraucherkrediten ist unter Druck, weshalb die Targobank zuletzt verstärkt ins Firmenkundengeschäft vordringen wollte und zur Universalbank werden wollte.
Dort hat sich die OLB erfolgreich in Nischen positioniert, etwa in der Finanzierung von Fußballer-Transfers und bei Krediten für Firmenübernahmen. Im Nordwesten Deutschlands ist sie auch als Regionalbank aktiv, in Bremen mit dem Bankhaus Neelmeyer auch im gehobenen Geschäft. Insgesamt kommt sie nach eigenen Angaben auf eine Million Kunden. “Mit ihrer starken Position und hohen Profitabilität wird die OLB die Expansion der Gruppe in Deutschland voraussichtlich erheblich beschleunigen”, erklärte die Bank.
Ob die OLB in die Targobank eingegliedert werden soll oder unter dem Dach der Deutschland-Holding Targo eigenständig bleiben kann, war zunächst unklar. “Die OLB ist deutschlandweit als starke Marke etabliert”, sagte Targobank-Chefin Isabelle Chevelard. Credit-Mutuel-Generaldirektor Eric Petitgand sprach von einer “Integration der OLB in die Targobank-Gruppe”.
(Bericht von Sabine Wollrab, Alexander Hübner, Mathieu Rosemain und Tom Sims. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)