Berlin (Reuters) – Der langjährige ProSiebenSat.1-Partner General Atlantic (GA) steigt beim deutschen Fernsehkonzern ein.
Dies ist Teil eines Deals, der auch den Weg ebnet für den Verkauf des Vergleichsportals Verivox, wie ProSiebenSat.1 am Donnerstagabend mitteilte. Vorstand und Aufsichtsrat gaben grünes Licht für die Vereinbarung. Die ursprünglichen Pläne für einen Deal mit dem US-Investor GA waren noch auf Kritik der ProSieben-Großaktionäre MFE aus Italien und PPF aus Tschechien gestoßen und wurden deshalb überarbeitet. So ist nun auch eine Verwässerung der Anteile von MFE und PPF vom Tisch.
Der Aufsichtsrat stimmte auch dem Verkauf von Verivox zu, erklärte ProSiebenSat.1. “Die entsprechenden verbindlichen Vereinbarungen mit General Atlantic bzw. zum Verkauf von Verivox sollen in Kürze unterzeichnet werden.” Zu Verivox hieß es jüngst bei Insidern, hier sei ProSiebenSat.1 mit dem italienischen Interessenten Moltiply auf der Zielgeraden. Der Deal dürfte Freitag verkündet werden, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters von mit der Sache vertrauten Personen. Moltiply selbst hatte am Donnerstag bereits erklärt, man sei in Verhandlungen zur Übernahme eines Vergleichsportals aus Deutschland. Zudem habe man sich bei Banken eine Kreditlinie von 450 Millionen Euro gesichert – für eine außerordentliche Transaktion.
GA STEIGT BEI PROSIEBEN EIN – BEI JOINT-VENTURE AUS
General Atlantic ist ein langjähriger Joint-Venture-Partner von ProSiebenSat.1 bei der Dating-Sparte PaarshipMeet Group und bei der E-Commerce-Holding NuCom Group, die etwa Verivox und den Online-Kosmetikanbieter Flaconi kontrolliert. Teil des Deals ist nun, dass ProSiebenSat.1 alleiniger Eigner der Gemeinschaftsfirma NuCom (ohne Flaconi) und der ParshipMeet Group wird und die Minderheitsanteile von General Atlantic übernimmt. GA hält seinen Anteil von 28,4 Prozent an Flaconi künftig direkt – und nicht mehr indirekt über die NuCom.
Im Gegenzug erhält der US-Investor Aktien aus dem Bestand von ProSiebenSat.1 über rund 2,5 Prozent – mit einem aktuellen Marktwert von rund 38 Millionen Euro – und zehn Millionen Euro in bar. Zudem bekommt GA eine Beteiligung am Ausstiegserlös von 50 Millionen Euro, wenn ProSiebenSat.1 aus der Dating Sparte ParshipMeet Group aussteigt. Eine Sprecherin des bayerischen Fernsehkonzerns sagte, man werde zu gegebener Zeit Optionen wie einen Verkauf oder Börsengang für einen Ausstieg prüfen.
Zuletzt hatten sich der Verkauf von Verivox und der Deal mit General Atlantic verzögert, weil Insidern zufolge vor allem die Pläne mit GA bei den Großaktionären auf Kritik stießen. Denn nach ursprünglichen Überlegungen hätte GA einen höheren Anteil an ProSiebenSat.1 bekommen, was wiederum die Beteiligung von MFE und PPF verwässert hätte. Voraussetzung für den Deal mit General Atlantic ist der Verkauf von Verivox.
ProSiebenSat.1 steht unter Druck von MFE PPF, Randgeschäfte wie Verivox und Flaconi zu verkaufen, um sich auf das Kerngeschäft TV und Unterhaltung zu fokussieren. Es gibt seit längerem Spekulationen, dass die von der Berlusconi-Familie kontrollierte MediaForEurope (MFE) ein Übernahmeangebot für ProSiebenSat.1 abgeben könnte. MFE hält bereits knapp 30 Prozent an dem Unternehmen aus Unterföhring bei München.
(Bericht von Klaus Lauer, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)