Finanzpaket schürt Optimismus der Firmen – Bau sieht bessere Zeiten

– von Reinhard Becker und Rene Wagner und Klaus Lauer

Berlin (Reuters) – Die Hoffnung auf eine stabile Regierung und mehr Investitionen durch das große Finanzpaket hebt die Stimmung in der Wirtschaft.

Dies zeigt das an den Finanzmärkten stark beachtete Konjunkturbarometer des Ifo-Instituts. Der Geschäftsklimaindex der Münchner Forscher stieg im März auf 86,7 Punkte, nach 85,3 Zählern im Vormonat. Basis der am Dienstag veröffentlichten Umfrage sind die Einschätzungen von rund 9000 Führungskräften.

Sie zeigten sich zufriedener mit der aktuellen Lage und steigerten ihre Erwartungen sogar merklich. “Die deutsche Wirtschaft hofft auf Besserung”, so das Fazit von Ifo-Präsident Clemens Fuest. Das jüngst beschlossene milliardenschwere Finanzpaket gilt als Signal, dass Deutschland viel Geld mobilisiert, um sich in Sachen Verteidigung für die Zukunft zu rüsten und die teils marode Infrastruktur auf Vordermann zu bringen. Eine Chance, die auch die Bauwirtschaft nutzen möchte, um dieses Jahr zu Umsatzwachstum zurückzukehren.

“MERZ-EFFEKT”

“Die deutlich verbesserten Geschäftserwartungen spiegeln offenbar die Hoffnung vieler Unternehmen wider, dass das Finanzpaket der künftigen Regierung die Konjunktur anschieben wird”, sagt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Die März-Umfrage des Ifo-Instituts zur Konjunkturstimmung weise somit einen “Merz-Effekt” aus und folge damit den guten Vorgaben der zuvor veröffentlichten Stimmungsindikatoren, ordnet NordLB-Chefvolkswirt Christian Lips die Daten ein. So hatte unter anderem die Aussicht auf das von Bundeskanzler in spe Friedrich Merz und seiner Union gemeinsam mit der SPD geschnürte Paket für Infrastrukturinvestitionen und Rüstungsausgaben die Konjunkturerwartungen der Anleger befeuert.

Auch im Verarbeitenden Gewerbe stieg das Ifo-Barometer im März deutlich. Insbesondere die skeptischen Stimmen bei den Erwartungen wurden merklich weniger. Die Unternehmen beurteilten zudem ihre aktuelle Lage besser. “Die Frühlingsgefühle in der deutschen Industrie erwachen”, meint Michael Herzum, Leiter Volkswirtschaft bei Union Investment. Die Entfesselung der notwendigen Verteidigungsinvestitionen von der Schuldenbremse, die Infrastrukturinvestitionen und die ersten Maßnahmen der EU zum Bürokratieabbau befeuerten den Optimismus der Unternehmen. “Die neue Regierung steht zwar noch nicht, aber das Parlament hat Handlungsfähigkeit gezeigt und entscheidende Weichen für eine Stärkung der heimischen Konjunktur gestellt.”

“BAUINDUSTRIE BRAUCHT AUFTRÄGE”

In der Ifo-Umfrage hellte sich auch das Geschäftsklima im in der Krise steckenden Bauhauptgewerbe auf. Die Firmen beurteilten ihre aktuelle Lage etwas positiver. Die Erwartungen blieben trotz einer Verbesserung indes von starker Skepsis geprägt. “Nach wie vor bleibt der Auftragsmangel die größte Herausforderung für die Bauwirtschaft”, erläutert Ifo-Chef Fuest. Zuletzt ging es allerdings aufwärts: Die Bestellungen legten im Januar um 5,2 Prozent im Vergleich zum Vormonat zu. Im Dezember hatte es noch einen Einbruch von 7,7 Prozent gegeben. Im Vergleich mit Januar 2024 wuchsen die Aufträge inflationsbereinigt sogar um 10,3 Prozent.

Neue Impulse erhofft sich die Bauwirtschaft von dem von Union und SPD vereinbarten Sondervermögen von 500 Milliarden Euro für die Infrastruktur. “Ich bin sicher, dass wir als Branche in diesem Jahr wieder zum Umsatzwachstum zurückkehren”, sagte Peter Hübner, Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB). “Wir werden unsere Prognose in den nächsten Wochen noch einmal überprüfen.” Diese werde ziemlich sicher noch mal nach oben angepasst. “Die Auswirkungen des avisierten Sondervermögens wird man relativ schnell sehen”, sagte Hübner. “Das ist gut so, denn die Bauindustrie braucht die Aufträge, um ihr Personal wieder voll auszulasten – und wir als Gesellschaft brauchen intakte Straßen, Brücken, Schienen und Wasserstraßen.”

(Bericht von Reinhard Becker, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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