“Atlantic”-Journalist veröffentlicht Chat-Details – Hegseth unter Druck

Washington (Reuters) – US-Verteidigungsminister Pete Hegseth rückt zunehmend in den Fokus des Geheimchat-Skandals rund um einen US-Angriff auf die Huthi-Miliz im Jemen.

“The Atlantic”-Chefredakteur Jeffrey Goldberg – der versehentlich Zugang zu der über den Messengerdienst Signal geführten Konversation erhalten und es zunächst abgelehnt hatte, Einzelheiten zu nennen -veröffentlichte am Mittwoch Screenshots des Chatverlaufs. Daraus ging hervor, dass Hegseth den Beginn des geplanten Angriffs auf ein Huthi-Mitglied im Jemen am 15. März sowie Details bevorstehender Angriffswellen per Textnachricht mitteilte. Die US-Geheimdienstkoordinatorin Tulsi Gabbard bezeichnete es am Mittwoch als Fehler, dass Goldberg in die Chatgruppe aufgenommen worden sei.

Der “Atlantic”-Chefredakteur hatte am Montag berichtet, dass er – neben einigen der ranghöchsten Sicherheitsvertreter der US-Regierung – aus Versehen in die Chatgruppe zu dem Angriff aufgenommen worden sei. Seitdem steht die Regierung von Präsident Donald Trump unter Druck zu erklären, wie es dazu kommen konnte. Am Dienstag beteuerte die Regierung, dass in dem Chat keine geheimen Informationen geteilt worden seien. Dies stieß auf Skepsis bei Demokraten und ehemaligen Regierungsvertretern, da gezielte Angriffspläne als äußerst sensible Informationen gelten.

Der demokratische Minderheitsführer im Senat, Chuck Schumer, und andere führende Demokraten forderten am Mittwoch in einem Schreiben an Präsident Trump und Justizministerin Pam Bondi eine Untersuchung durch ihr Ministerium. Sie zeigten sich “äußerst alarmiert” über das “erstaunlich schlechte Urteilsvermögen” der Regierung und verwiesen darauf, dass die Weitergabe oder fahrlässige Offenlegung sensibler oder geheimer Informationen gegen das Spionagegesetz oder andere Gesetze verstoßen könnte. Eine Sprecherin des Justizministeriums lehnte eine Stellungnahme ab.

DETAILS AUS DEM CHAT ENTHÜLLT

Die Textnachrichten von Hegseth, die mit der Überschrift “TEAM UPDATE” begannen, enthielten laut “The Atlantic” unter anderem Informationen über den genauen Zeitplan der Angriffe – von der Bestätigung der Einsatzfreigabe über den Start von F-18-Kampfjets und Drohnen bis hin zum Abwurf der ersten Bomben und dem Einsatz von “Tomahawk”-Raketen. “Viel Glück unseren Kriegern”, schrieb Hegseth demnach. Stunden später bestätigte der Nationale Sicherheitsberater Mike Waltz der Gruppe die Tötung eines führenden Raketenexperten der Houthis. Der Chat enthielt offenbar weder Namen noch genaue Standorte der angegriffenen Huthi-Kämpfer und gab auch keine Informationen preis, die dazu hätten verwendet werden können, die an der Operation beteiligten US-Truppen ins Visier zu nehmen.

Hegseth, der wiederholt bestritten hat, Kriegspläne per Textnachricht verbreitet zu haben, erklärte am Dienstagabend lediglich: “Niemand schickt hier Kriegspläne per SMS, und mehr habe ich dazu nicht zu sagen.” Er lobte jedoch die Angriffe: “Die Angriffe gegen die Huthis in dieser Nacht waren verheerend effektiv. Ich bin unglaublich stolz auf den Mut und das Können unserer Truppen.”

Laut CIA-Direktor John Ratcliffe wurde der Signal-Chat von Waltz eingerichtet, um eine nicht klassifizierte Koordination zu ermöglichen. Waltz übernahm am Dienstag die Verantwortung für den Vorfall und betonte, dass in dem Chat “keine Standorte, keine Quellen & Methoden und KEINE KRIEGSPLÄNE” geteilt worden seien. Ausländische Partner seien bereits über die bevorstehenden Angriffe informiert worden.

Ob die in der Signal-Gruppe diskutierten Informationen als geheim hätten eingestuft werden müssen, sei letztlich die Entscheidung des Verteidigungsministers selbst, erklärte Ratcliffe. Trump hatte sich hinter Waltz gestellt: “Michael Waltz hat seine Lektion gelernt und er ist ein guter Mann.”

Die US-Streitkräfte haben bislang keine weiteren Details zur Offensive im Jemen bekannt gegeben – weder zur Anzahl der Angriffe noch dazu, welche ranghohen Huthi-Führer ins Visier genommen oder getötet wurden. Auch ein Name für die Militäroperation wurde bisher nicht bekannt.

(Bericht von Phil Stewart und Idrees Ali, unter Mitarbeit von Doina Chiacu und Susan Heavey, geschrieben von Patricia Weiß und Christian Rüttger, redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

tagreuters.com2025binary_LYNXNPEL2P0QR-VIEWIMAGE