– von Ilona Wissenbach
Frankfurt (Reuters) – Der VW- und Porsche-Großaktionär Porsche SE (PSE) strebt eine weitere Kernbeteiligung ergänzend zu seinen beiden Hauptinvestments an.
Die PSE habe derzeit zwei Milliarden Euro Bruttoliquidität, so dass sie handlungsfähig sei, erklärte Vorstandschef Hans Dieter Pötsch am Mittwoch. “Wir arbeiten auch an solchen Projekten.” Interessant seien die Felder Verteidigung und Infrastruktur, wo es auch Potenzial wegen der von der Bundesregierung geplanten Investitionspakete gebe. Im Visier hat die PSE dividendenstarke Firmen, nannte aber keine Namen.
Pötsch betonte mehrfach, dass die von den Familien Porsche und Piech kontrollierte Holding PSE einen Verkauf von VW-Aktien “klipp und klar” aktuell nicht plant. Die “Bild”-Zeitung hatte berichtet, die VW-Eignerfamilien prüften auf Empfehlungen von Beratern hin eine Trennung von einem kleinen Teil ihrer VW-Stammaktien. Um die Kontrolle zu behalten, könne der Anteil von 53,3 Prozent auf bis zu 45 Prozent reduziert werden.
Die PSE setzt als langfristiger Ankeraktionär Pötsch zufolge vielmehr auf “erhebliches Wertsteigerungspotenzial” von Volkswagen und Porsche. Dazu müssten die eingeschlagenen Performanceprogramme, die mit dem Abbau Tausender Arbeitsplätze Kosten drücken sollen, konsequent umgesetzt werden. “Unsere Kernbeteiligungen müssen wettbewerbsfähiger und rentabler werden.” VW und Porsche hatten 2024 wegen des Einbruchs im China-Geschäft und der weltweit schwachen Autokonjunktur weniger verdient. Das hatte die Aktienkurse stark sinken lassen.
GLOBALE INVESTITIONSPLATTFORM
Der Porsche SE brockte eine Neubewertung von VW und Porsche 2024 einen Nettoverlust von 20 Milliarden Euro ein, aber nur auf dem Papier, wie das Unternehmen hervorhob. Früher hatte die PSE bei der einmal jährlich vorgenommenen Bewertung ihrer Beteiligungen die Sicht des Kapitalmarktes weniger berücksichtigt, dieses Vorgehen aber Ende des Jahres geändert, was den Wert um gut 23 Milliarden Euro senkte. Die VW-Aktie taxiere die PSE jetzt auf gut 200 Euro nach zuvor 330 Euro, sagte Finanzchef Johannes Lattwein.
Ohne diese Sondereffekte erzielte die PSE 2024 einen Gewinn von 3,2 Milliarden Euro nach 5,1 Milliarden Euro im Jahr davor, da von VW weniger Dividende floss. Künftig soll dieses “angepasste Konzernergebnis” die Steuerungsgröße sein, erklärte Lattwein. Die Dividende je Vorzugsaktie sinkt auf 1,91 Euro nach 2,56 Euro im Vorjahr. Die Familien erhalten je Stammaktie 1,904 Euro Ausschüttung.
Die Porsche SE will ihre Investitions- und Diversifikationsstrategie auch mit Blick auf das Portfolio an kleineren Wachstumsunternehmen weiterverfolgen. Dazu gehören derzeit 15 Firmen entlang der automobilen Wertschöpfungskette, darunter Softwareunternehmen oder der Fernbusanbieter Flix SE, sowie drei Fonds. “Sowohl bei den Portfoliobeteiligungen als auch im Bereich potenzieller neuer Kernbeteiligungen prüfen wir kontinuierlich vielversprechende Investitionsopportunitäten”, erklärte der Vorstand für Beteiligungsmanagement Lutz Meschke. Die PSE wolle eine “globale Investitionsplattform” werden mit einem Fokus auf Industrietechnik und Mobilität.
Insgesamt investierte die PSE 600 Millionen Euro in Beteiligungen und erlöste durch Verkäufe von Anteilen an den Portfolio-Firmen rund 300 Millionen Euro. Geplant seien weitere Verkäufe. “Wir gehen davon aus, dass wir relativ kurzfristig signifikante Veräußerungsgewinne erzielen werden”, sagte Meschke. Auch für das Beteiligungsportfolio gelte, dass es keine Berührungsängste mit der Rüstungsindustrie gebe. So könnten die von Quantum Systems entwickelten Drohnen auch zur militärischen Aufklärung genutzt werden. Neben der Verteidigungsfähigkeit, um die Demokratie zu schützen, brauche Europa auch mehr Unabhängigkeit von Asien und den USA. Umso wichtiger seien Investitionen in die Raumfahrt wie die Beteiligung der PSE am Raumfahrt-Startup Isar Aerospace, das in Kürze seine erste Rakete testet.
(Redigiert von Ralf Banser; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)