Spekulationen über MFE-Übernahmeangebot treiben ProSieben-Aktie nach oben

Berlin/Mailand (Reuters) – Spekulationen über ein Übernahmeangebot des italienischen Medienkonzerns MFE für ProSiebenSat.1 treiben die Aktien des deutschen TV-Unternehmens nach oben.

Die Papiere der Senderkette lagen am Mittwochmorgen im frühen Handel rund fünf Prozent im Plus und waren damit größter Gewinner im SDax. Hintergrund für die Kursentwicklung seien Spekulationen über eine Offerte von Großaktionär MFE für ProSiebenSat.1, sagten Händler. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte berichtet, dass der von der Berlusconi-Familie kontrollierte Fernsehkonzern MFE Insidern zufolge für Mittwoch eine Sitzung des Verwaltungsrats einberufen habe, um ein mögliches Angebot für den deutschen Konkurrenten zu prüfen.

Eine etwaige Offerte würde vor der ProSieben-Hauptversammlung am 28. Mai unterbreitet werden, sagten zwei mit der Sache vertraute Personen. MFE-MediaForEurope werde zwei Varianten prüfen. Beide beinhalteten eine Erhöhung der derzeitigen Beteiligung von knapp 30 Prozent von MFE an dem bayerischen Medienunternehmen. Unklar blieb zunächst, ob MFE bereits final entscheiden werde. MFE und ProSiebenSat.1 lehnten eine Stellungnahme jeweils ab.

Es gibt seit längerem Spekulationen, dass MFE im Zuge seiner Pläne für ein paneuropäisches TV-Unternehmen ein Übernahmeangebot für ProSiebenSat.1 abgeben könnte. MFE ist 2019 beim Unternehmen aus Unterföhring bei München eingestiegen und hält fast 30 Prozent. Die Italiener liegen damit genau unter der Schwelle, ab der sie eine Übernahmeofferte vorlegen müssten. Demnach könnte MFE den Aktionären ein freiwilliges Angebot machen und müsste keine Mindestofferte vorlegen, was im Fall von einer Beteiligung von mindestens 30 Prozent der Fall wäre.

Die MFE-Aktie notierte knapp ein Prozent im Plus.

ITALIENER PRÜFEN ÜBERNAHME – WAS MACHEN DIE TSCHECHEN?

Spannend und auch entscheidend dürfte sein, wie sich der zweitgrößte Aktionär verhält – die tschechische PPF-Gruppe, die 12,95 Prozent hält. Zuletzt hatten MFE und PPF jeweils Druck auf das ProSieben-Management ausgeübt, Randgeschäfte zu verkaufen und sich stärker auf TV und Unterhaltung zu konzentrieren. Mit dem jüngsten Verkauf des Vergleichsportals Verivox, dem dazu gehörigen Deal mit dem ProSiebenSat.1-Joint Venture Partner General Atlantic und der nun vereinfachten Struktur bei ProSieben scheint der Weg frei für eine Übernahme.

MFE hat sich dafür bereits bei Banken ein Finanzierungspaket über 3,4 Milliarden Euro gesichert. ProSiebenSat.1 ist rund 1,5 Milliarden Euro wert und damit deutlich weniger als beim Einstieg der Italiener vor rund sechs Jahren. MFE bräuchte wohl einen Teil der Kreditlinie, um bis zu 2,1 Milliarden Euro Schulden zu refinanzieren. Die müsste ProSiebenSat.1 womöglich zurückzahlen, sollte MFE die 50-Prozent-Marke überschreiten, hatten Insider jüngst gesagt, mit Blick auf eine Klausel (Change of Control) in den Kreditverträgen von ProSieben.

(Bericht von Elvira Pollina und Andrea Mandala in Mailnd, Amy-Jo Crawley in London und Klaus Lauer in Berlin, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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