US-Notenbanker sieht mittelfristig deutlich niedrigeren Leitzins

(Reuters) – Trotz der zurzeit herrschenden ökonomischen Unsicherheit dürfte der US-Leitzins laut dem amerikanischen Notenbanker Austan Goolsbee mittelfristig spürbar sinken.

Der Präsident des Zentralbankbezirks Chicago sagte in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der “Financial Times”, er rechne in den nächsten zwölf bis 18 Monaten mit einem “deutlich niedrigeren” Leitzins. Aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheit könne es jedoch länger dauern als erwartet, bis der nächste geldpolitische Schritt nach unten komme.

“Meiner Ansicht nach ist Abwarten die richtige Herangehensweise, wenn Staub in der Luft liegt und man es mit Unsicherheit zu tun hat”, sagte Goolsbee der Zeitung. Mit zunehmender Inflationsangst hat sich die Verbraucherstimmung in den USA unter der Regierung von Präsident Donald Trump spürbar eingetrübt. Die von ihm teils angedrohten oder bereits verhängten Strafzölle bergen ein neues Inflationsrisiko, weil dadurch Importe aus den betroffenen Ländern teurer werden dürften. Laut Fed-Direktorin Adriana Kugler gilt es, dem jüngsten Anstieg der Inflationserwartungen besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Sie beobachte diese Entwicklung insbesondere “angesichts der jüngsten Inflationsschübe der vergangenen Jahre”.

Die Federal Reserve beließ den Leitzins jüngst im Bereich von 4,25 bis 4,50 Prozent. Zugleich signalisierten die Währungshüter, dass sie das geldpolitische Niveau in diesem Jahr noch senken könnten. Fed-Chef Jerome Powell betonte auch mit Blick auf die Zollpolitik, die damit verbundene Unsicherheit sei hoch. In diesem Umfeld sei man gut beraten abzuwarten, bis sich mehr Klarheit ergebe. An den Terminmärkten wird derzeit damit gerechnet, dass die Fed auf der nächsten Sitzung im Mai erneut stillhält und dann im Juni oder womöglich erst Ende Juli einen weiteren Lockerungsschritt machen wird.

(Bericht von Shubham Kalia, geschrieben von Reinhard Becker, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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