Bangkok (Reuters) – Ein starkes Erdbeben in Südostasien hat in Myanmar und Thailand mehr als 150 Menschenleben gefordert.
In Myanmar kamen nach Angaben des staatlichen Fernsehens mindestens 144 Menschen ums Leben, 732 wurden verletzt. In der thailändischen Hauptstadt Bangkok suchten Rettungskräfte am Freitag in den Trümmern eines eingestürzten Gebäudes nach 117 Menschen, wie das thailändische Verteidigungsministerium mitteilte. In der Hauptstadt starben nach Angaben der Behörden mindestens acht Menschen.
Bangkoks Gouverneur Chadchart Sittipunt warnte vor möglichen Nachbeben, rief aber zur Ruhe auf. Die Lage sei weitgehend unter Kontrolle. Die Militärregierung von Myanmar erklärte: “Der Staat wird die Lage schnell prüfen und Rettungsmaßnahmen sowie humanitäre Hilfe leisten.” Eine Sprecherin der Nationalen Einheitsregierung Myanmars (NUG), die nach dem Militärputsch 2021 als Exilregierung des Landes agiert, sprach von mindestens zwölf Toten. “Es ist sehr ernst, wir brauchen humanitäre und technische Hilfe von der internationalen Gemeinschaft,” sagte Zin Mar Aung. Die Kommunikation mit einigen besonders schwer getroffenen Gebieten sei schwierig, unter anderem wegen der von der Militärregierung auferlegten Internetbeschränkungen. In der Gegend der ehemaligen königlichen Hauptstadt Mandalay gebe es wahrscheinlich noch mehr Tote.
Augenzeugen zufolge starben mindestens drei Menschen in einer Moschee in der Stadt Taungoo im Zentrum des Landes, rund 270 Kilometer nördlich der Metropole Rangun. “Wir sprachen gerade die Gebete, als die Erde zu beben begann”, sagte einer von ihnen. Lokale Medien berichteten, dass beim Einsturz eines Hotels in Aung Ban südlich von Mandalay mindestens zwei Menschen starben und 20 verletzt wurden. Nach einem Bericht des Democratic Voice of Burma, einer Nachrichtenseite mit Sitz im norwegischen Oslo, wurden dort vier Körper geborgen. Der vom Militär betriebene Sender MRTV berichtete, in der Hauptstadt Naypyidaw habe das Beben Gebäude zum Einsturz gebracht, Autos zerquetscht und riesige Risse in den Straßen verursacht.
MENSCHEN LIEFEN IN PANIK AUS GEBÄUDEN
Das Beben habe sich mittags (Ortszeit) ereignet und eine Stärke von 7,7 erreicht, teilte die US-Bebenwarte (USGS) mit. Es habe zudem ein starkes Nachbeben gegeben. Zum Vergleich: Die schweren Erdbeben an der türkisch-syrischen Grenze im Februar 2023 hatten eine Stärke von bis zu 7,9. Damals kamen mehr als 50.000 Menschen ums Leben. Das Beben in Tibet im Januar hatte eine Stärke von 6,8.
Das Epizentrum lag den Angaben zufolge 17,2 Kilometer von der Millionenstadt Mandalay im Zentrum Myanmars entfernt. Die Erschütterungen seien bis in die südwestchinesische Provinz Yunnan zu spüren gewesen, meldete die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua. Das Beben hat die Infrastruktur Myanmars stark in Mitleidenschaft gezogen. “Die öffentliche Infrastruktur wurde beschädigt, darunter Straßen, Brücken und öffentliche Gebäude. Wir machen uns derzeit Sorgen um die großen Dämme”, sagte Marie Manrique, Programmkoordinatorin des Internationalen Roten Kreuzes.
In Bangkok und Rangun, der ehemaligen Hauptstadt und größten Stadt von Myanmar, flohen die Menschen laut Augenzeugen in Panik aus den Häusern. Ein Büroturm in der Innenstadt von Bangkok schwankte mindestens zwei Minuten lang hin und her, wobei Türen und Fenster laut knarrten, wie Zeugen berichteten.
In sozialen Medien waren einstürzende Gebäude in Mandalay und auf den Straßen liegende Trümmer zu sehen. Ein Augenzeuge in Mandalay sagte: “Wir sind alle aus dem Haus gerannt, als alles zu beben begann. Ich habe gesehen, wie ein fünfstöckiges Gebäude eingestürzt ist. Alle Menschen in meiner Stadt sind auf der Straße, und niemand traut sich, in die Gebäude zurückzukehren.”
Die Verwaltung von Bangkok erklärte die thailändische Hauptstadt zum Katastrophengebiet. Die beschädigten Gebiete müssten begutachtet und überwacht werden, hieß es. Gefährdeten Menschen müsse geholfen werden. Auch die in Myanmar herrschende Militärregierung verhängte in mehreren Regionen den Ausnahmezustand.
(Bericht von Devika Nair, Shoon Naing, Devjyot Ghoshal und Martin Petty, geschrieben von Philipp Krach, Alexander Ratz; redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)