Pharmakonzerne stocken US-Vorräte auf – Logistiker sehen mehr Nachfrage

New York/London/Düsseldorf (Reuters) – Die Pharmaindustrie trifft angesichts der von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zollerhöhungen ungewöhnliche Vorkehrungen und fliegt verstärkt Medikamente in die USA ein.

Zwei europäische Pharmakonzerne berichteten der Nachrichtenagentur Reuters, dass sie in den vergangenen Wochen so viele Arzneimittel wie möglich über den Atlantik geschickt hätten – und gehört hätten, dass andere Firmen dasselbe tun. Denn die Branche befürchtet, dass in Europa produzierte Arzneimittel von den Zöllen betroffen sein könnten.

Auch die großen Logistiker bekommen die anziehende Nachfrage zu spüren: “Lufthansa Cargo verzeichnet derzeit einen Anstieg der Nachfrage für Pharma-Sendungen in die USA”, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Einige große Pharmaunternehmen mit Produktionsstandorten in Europa erhöhten ihre Produktion und beschleunigten den Versand in die Vereinigten Staaten, was hauptsächlich auf die möglichen Zollerhöhungen für Pharma-Produkte aus der EU zurückzuführen sei. Auch DHL verzeichnet eine steigende Nachfrage von Pharma-Produzenten nach Lieferungen via Luftfracht in die USA.

Einer der Führungskräfte sagte, sein Unternehmen plane Szenarien für mögliche Zölle und versende mehr Medikamente per Luftfracht mit globalen Logistikfirmen wie UPS und DHL. Genauere Details nannte er nicht. DHL bestätigte einen Anstieg der pharmazeutischen Luftfracht aus Europa. Der Schweizer Logistikkonzern Kuehne+Nagel berichtete von “einigen größeren Lieferungen in die USA”. Lufthansa Cargo teilte weiter mit, die möglichen Zollerhöhungen veranlassten “Unternehmen, verschiedene Schritte in der Lieferkette zu beschleunigen”. Das Unternehmen sieht sich dafür gut gerüstet: “Sollte es zukünftig zu weiteren konkreten Änderungen, beispielsweise durch die Einführung neuer Zölle, kommen, ist Lufthansa Cargo sehr gut aufgestellt, um auch kurzfristig auf Änderungen reagieren zu können.”

Laut der EU-Statistikbehörde Eurostat beliefen sich die Arzneimittel- und Pharmaexporte der EU in die USA im Jahr 2023 auf rund 90 Milliarden Euro. Dazu gehören auch populäre Medikamente wie die Abnehmspritzen Wegovy und Zepbound von Novo Nordisk und Eli Lilly sowie das Krebsmittel Keytruda von Merck & Co.

(Bericht von Matthias Inverardi, Ilona Wissenbach, Michael Erman, Maggie Fick und Lisa Baertlein, Patricia Weiß, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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