Trumps Autozölle machen Dax zu schaffen

Frankfurt (Reuters) – Die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Autozölle haben den Dax am Donnerstag ins Straucheln gebracht.

Der deutsche Leitindex verlor – angeführt von deutlichen Verlusten bei den Autoaktien – ein Prozent auf 22.622 Zähler. In den ersten Handelsminuten war er um 1,6 Prozent eingeknickt, der EuroStoxx50 um 1,4 Prozent. “Der Zollhammer ist gefallen”, sagte Chefanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets. “Die neuen Zölle werden die Situation der deutschen Autobauer, deren Gewinne bereits deutlich eingebrochen sind, weiter erschweren”. Auch Christian Henke vom Broker IG konstatiert: “Diese Form der Wirtschaftspolitik nützt keinem.” Die US-Bürger dürften auf absehbare Zeit unter deutlich höheren Preisen leiden.

US-Präsident Donald Trump hatte am Mittwoch Zölle in Höhe von 25 Prozent auf alle nicht in den Vereinigten Staaten gebauten Autos angekündigt. Die Maßnahmen sollen in der kommenden Woche in Kraft treten. Trump stört sich an den Handelsdefiziten seines Landes und will Unternehmen zu Investitionen in den USA bewegen. “Jetzt wird entscheidend sein, wie die EU und andere betroffene Staaten auf die US-Ankündigung reagieren”, sagte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. “Wir sind jetzt an einem Punkt, an dem sich die Spirale aus Zöllen und Gegenzöllen immer schneller drehen kann.” Die EU kündigte an, sich in den kommenden Tagen zu beraten.

TRUMPS ZÖLLE FÜR AUTOBAUER “ORKANARTIGER” GEGENWIND

Für Papiere von Autoherstellern ging es rund um den Globus bergab. Der europäische Sektorindex fiel am Donnerstagmorgen um drei Prozent auf den niedrigsten Stand seit Anfang Dezember. Auch am japanischen Markt geriet der Branchenindex unter die Räder. Im deutschen Leitindex rauschten die Aktien von Porsche AG, Mercedes-Benz, Volkswagen, BMW und Daimler Truck zwischen drei und fünf Prozent nach unten. In London stürzten die Titel von Aston Martin um knapp neun Prozent auf ein Rekordtief. Sollten die Zölle so bestehen bleiben, wären sie ein “orkanartiger” Gegenwind für ausländische und viele US-Autohersteller und könnten den Durchschnittspreis von Autos um 5.000 bis 10.000 Dollar erhöhen, sagten die Analysten von Wedbush. Die Aktien der US-Automobilhersteller Tesla, Ford und General Motors fielen im vorbörslichen Handel um 1,2 Prozent, vier Prozent und sieben Prozent.

Am Devisenmarkt hinterließ die Zollankündigung Trumps ebenfalls ihre Spuren. Der Dollar-Index verlor zeitweise 0,3 Prozent auf 104,2530 Punkte. Der Euro, der in der Nacht zunächst auf ein Drei-Wochen-Tief von 1,0731 Dollar gefallen war, notierte am späten Vormittag mit 1,0764 Dollar knapp im Plus. Das beste Szenario wäre, dass ab der Einführung die wesentlichen Zollmaßnahmen auf dem Tisch lägen und die Unternehmen und Handelspartner sich darauf einstellen könnten, schrieben die Experten der Commerzbank. Sollte es dann gelingen, die Eskalationsspirale aufzuhalten, könne ein zu starker Schlag für die Weltwirtschaft unter Umständen vermieden werden.

ANLEGER STEUERN SICHEREN HAFEN GOLD AN

Auf der Suche nach sicheren Häfen steuerten die Investoren Gold an. Das Edelmetall verteuerte sich um bis zu 1,1 Prozent auf 3051 Dollar je Feinunze, der Preis stand damit kurz vor seinem jüngsten Rekordhoch von 3057,21 Dollar je Feinunze. Aakash Doshi von SPDR ETF Strategy erwartet, dass der Goldpreis im zweiten Quartal die 3100-Dollar-Marke durchbrechen und der Markt bis Ende 2025 möglicherweise um weitere acht bis zehn Prozent steigen werde.

Abseits der Zollpolitik sorgten auf der Unternehmensseite auch Bilanzen für größere Kursausschläge. Der britische Textileinzelhändler Next hat nach einem Gewinnanstieg seine Prognose angehoben. Die Aktien legten bis zu neun Prozent zu. Im Dax gewannen Zalando 4,3 Prozent. Im MDax hoben die Aktien von Jungheinrich nach der Bilanzvorlage um zeitweise 6,1 Prozent ab. Die Erwartungen für 2024 seien erfüllt worden und der Ausblick sei zuversichtlich, urteilen die Analysten von Baader Helvea.

Auf Talfahrt begaben sich dagegen die Aktien von ProSiebenSat.1. Das Übernahmeangebot des italienischen Medienkonzerns MFE für die ProSieben-Aktionäre enttäuschte am Markt. Die Papiere knickten um bis zu 14,1 Prozent ein.

(Bericht von: Daniela Pegna, Mitarbeit: Anika Ross. Redigiert von Philipp Krach.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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