– von Klaus Lauer
Berlin (Reuters) – Für Bertelsmann wird der US-Markt immer wichtiger.
Allerdings sorgt sich das Medienunternehmen aus Gütersloh über die Folgen der Politik von US-Präsident Donald Trump auf das eigene Geschäft.
Der 1835 gegründete Konzern erzielte mit 29 Prozent des Gesamtumsatzes erstmals den größten Anteil in Nordamerika. Der Anteil ist damit etwa doppelt so groß wie 2011. “Der Ergebnisanteil von rund 40 Prozent ist sogar noch höher”, sagte Konzernchef Thomas Rabe am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Die Entwicklung werde sich wohl fortsetzen. “Die USA sind der größte und innovativste Medien-, Dienstleistungs- und Bildungsmarkt.” Man blicke jedoch in Sorge auf die Auswirkungen der “erratischen Politik” unter US-Präsident Trump. Dies gelte etwa für angekündigte Zölle, eine Konsumschwäche und gesellschaftliche Entwicklungen rund um Meinungsfreiheit, “die aus unserer Sicht nicht gut sind”.
Hier sei die Bertelsmann-Tochter Penguin Random House als größter Buchverlag in den USA gefordert, sagte Rabe. Deren Veröffentlichungsprogramm sei breit und werde es auch bleiben. “Da werden wir uns nicht beeinflussen lassen – das gilt für Belletristik sowie für Sachbücher.”
Im vergangenen Jahr haben Sondereffekte bei Bertelsmann Umsatz und Gewinn belastet. Wegen des Verkaufs des Callcenter-Betreibers Majorel sanken die Erlöse 2024 um fast sechs Prozent auf 19 Milliarden Euro und der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) fiel minimal auf 3,11 Milliarden Euro. “Wir blicken auf ein gutes Geschäftsjahr 2024, in dem sich die Strategie der vergangenen Jahre, die operative Stärke und breite, internationale Aufstellung erneut ausgezahlt haben”, erklärte Rabe. “Das operative Geschäftsergebnis lag trotz des Verkaufs von Majorel mit einem Ergebniseffekt von 311 Millionen Euro auf dem hohen Vorjahresniveau.”
Organisch kletterte der Umsatz des Medien-, Dienstleistungs- und Bildungsunternehmens 2024 um 3,3 Prozent. Das Konzernergebnis sank unterm Strich wegen des Majorel-Effekts um rund 22 Prozent auf 1,0 Milliarden Euro. Bertelsmann hatte seinen Anteil von 39,5 Prozent am Callcenter-Betreiber Majorel im November 2023 an das französische Unternehmen Teleperformance verkauft und dafür rund eine Milliarde Euro bekommen sowie Aktien von Teleperformance.
RABE BLEIBT BIS ENDE 2026 – “ICH ERFÜLLE MEINEN VERTRAG”
Die Gütersloher investierten konzernweit im vorigen Jahr 2,1 Milliarden Euro – und damit so viel wie seit 2005 nicht mehr. “Für das laufende Geschäftsjahr 2025 rechnen wir in unseren bestehenden Geschäften mit einem Umsatzanstieg von vier bis fünf Prozent sowie einem Ergebnisanstieg”, sagte Finanzchef Rolf Hellermann. In den nächsten Jahren will Bertelsmann sein Geschäft in Mexiko und Indien ausbauen. Rabe kündigte kleine und mittelgroße Zukäufe an – etwa Einstiege über Minderheitsbeteiligungen. “Das sind keine Mega-Deals.”
Die Konjunkturflaute und schwächelnde Werbeeinnahmen hatten der Fernseh-Tochter RTL 2024 den dritten Gewinnrückgang in Folge eingebrockt. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebita) fiel um knapp acht Prozent auf 721 Millionen Euro, wie die RTL Group vor rund zwei Wochen mitgeteilt hatte. Für 2025 peilt RTL Group hier rund 780 Millionen Euro an und will diesen operativen Gewinn in zwei bis drei Jahren auf eine Milliarde Euro steigern.
Rabe ist seit 2012 Vorstandsvorsitzender von Bertelsmann und seit 2019 auch Chef von RTL. Der 59-Jährige hatte seinen Abschied für Ende 2026 angekündigt. “Ich erfülle meinen Vertrag”, betonte Rabe im Reuters-Interview und schloss ein vorzeitiges Ausscheiden aus. “Es sind noch zwei Jahre – eine sehr lange Zeit, in der wir noch viel vorhaben.” Nach einer Entscheidung des Aufsichtsrats zu seiner Nachfolge werde er diese “bestmöglich gestalten”. Seitdem inzwischen zwei Enkel des früheren Firmenpatriarchen Reinhard Mohn im Bertelsmann-Vorstand sitzen, Carsten und Thomas Coesfeld, ist die Erwartung in der Branche groß, dass einer der beiden oder vielleicht eine Doppelspitze Rabe ablöst.
(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Ralf Banser – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)