Goldman Sachs: Wahrscheinlichkeit für Rezession in USA steigt auf 35 Prozent

New York/Berlin (Reuters) – Die Rezessionsgefahr in den USA hat sich den Analysten von Goldman Sachs zufolge wegen der Zollpolitik von Präsident Donald Trump deutlich erhöht.

Die Wahrscheinlichkeit dafür in den kommenden zwölf Monaten sei von 20 auf 35 Prozent gestiegen, sagten die Ökonomen der Investmentbank am Montag voraus. Sie senkten zugleich ihre Wachstumsprognose für die weltgrößte Volkswirtschaft. Demnach wird das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr nur noch um 1,5 Prozent zulegen. Zuvor war ein Plus von 2,0 Prozent veranschlagt worden.

Grund für die pessimistischeren Erwartungen sind die von Trump für den 2. April angekündigten sogenannten reziproken Zölle, die höheren Importzöllen anderer Länder entsprechen sollen. Dies könne dazu führen, dass der durchschnittliche US-Zollsatz in diesem Jahr um 15 Prozentpunkte steigen werde. Goldman geht davon aus, dass die US-Notenbank Fed ihre Zinsen im Juli, September und November nacheinander senken wird. Die vorherige Prognose sah zwei Zinssenkungen im Juni und Dezember vor.

Die Commerzbank-Ökonomen beziffern die Rezessionswahrscheinlichkeit für die US-Wirtschaft derzeit auf 30 bis 35 Prozent. Damit bliebe eine Rezession – also eine schrumpfende Wirtschaftsleistung – aber weiterhin nicht das Basisszenario. So könnte das angekündigte große Steuerpaket im Frühsommer verabschiedet werden, die angepeilten Deregulierungsmaßnahmen dann konkreter werden, was die Stimmung verbessern könnte. “Die US-Wirtschaft ist wie ein Supertanker, der sich nicht so einfach vom Kurs abbringen lässt, zumal die Finanzsituation von Unternehmen und Haushalten noch recht solide aussieht”, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. “Somit ist eine merkliche Abschwächung des Wachstums wohl das wahrscheinlichste Szenario.” Auch wenn der Wirtschaft damit eine Rezession erspart bliebe, dürfte die Arbeitslosenquote aber allmählich steigen.

(Bericht von Joel Jose und Rene Wagner, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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