Peking/Taipeh (Reuters) – China erhöht mit einem großangelegten Militärmanöver vor Taiwan die Spannungen rund um den Inselstaat im Pazifik.
Das Manöver sei eine “strenge Warnung und starke Abschreckung gegen die taiwanische Unabhängigkeit”, teilte das chinesische Militär am Dienstag mit. Taiwans Präsident Lai Ching-Te wurde in der Mitteilung als “Parasit” bezeichnet. Zum Einsatz kämen Schiffe, Flugzeuge und Artillerie, um die Blockade der Insel, Angriffe auf Boden- und Seeziele sowie das Abfangen von Luftangriffen zu üben. Damit solle “die Koordination der Streitkräfte im Kampf” getestet werden.
Das taiwanische Verteidigungsministerium zählte eigenen Angaben zufolge 71 Militärflugzeuge und 13 Marineschiffe, die bei den chinesischen Übungen im Einsatz seien. Schüsse mit scharfer Munition durch das chinesische Militär seien nicht festgestellt worden. Taiwans Streitkräfte hätten ihre Bereitschaft erhöht, damit aus den Übungen nicht Kampfhandlungen würden und China die Insel plötzlich angreife. Zwei taiwanesische Regierungsmitglieder sagten der Nachrichtenagentur Reuters, mehr als zehn chinesische Militärschiffe hätten sich der 24-Seemeilen-Zone (44 km) Taiwans genähert. Das Land habe als Reaktion eigene Kriegsschiffe entsandt.
Die Spannungen rund um die Insel und in der stark befahrenen Straße von Taiwan haben sich deutlich erhöht. China sieht Taiwan als abtrünnige Provinz an und dringt auf eine Vereinigung. Die Volksrepublik hat in den vergangenen Jahren ihren militärischen Druck auf das demokratisch regierte und industriell weit entwickelte Taiwan verstärkt. China hat nie auf eine Anwendung von Gewalt verzichtet, um Taiwan unter Kontrolle zu bringen. “Chinas Wiedervereinigung ist ein unaufhaltsamer Prozess – sie wird stattfinden und sie muss stattfinden”, sagte der Regierungssprecher Guo Jiakun auf einer Pressekonferenz. Das chinesische Außenministerium erklärte, die Übungen seien “legitime und notwendige Maßnahmen zur Verteidigung der nationalen Souveränität und zur Wahrung der nationalen Einheit”.
Taiwan wird nur von wenigen und vor allem kleinen Ländern als unabhängig anerkannt. Es sieht sich als unabhängige Republik China an und ist seit 1949 selbstverwaltet.
(Bericht von Joe Cash, Yimou Lee und Ben Blanchard, geschrieben von Philipp Krach, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)