Bangkok/Hongkong (Reuters) – Nach dem schweren Erdbeben in Myanmar schlagen internationale Hilfsorganisationen immer lauter Alarm.
“Lassen Sie mich das klar sagen: Der Bedarf ist enorm und steigt stündlich. Das Zeitfenster für lebensrettende Maßnahmen schließt sich”, erklärte eine Mitarbeiterin des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (Unicef) am Dienstag. Sie berichtete von schweren Zerstörungen und traumatisierten Menschen. Es mangle an Nahrungsmitteln, Notunterkünften und sauberem Wasser. Vielerorts war es nicht möglich, die Bedürftigen zu erreichen, weil Straßen und Brücken zerstört waren. Gleichzeitig erschütterten immer wieder Nachbeben die Region, die am Freitag von einem Beben der Stärke 7,7 verwüstet worden war. Die Zahl der Toten stieg nach Angaben der herrschenden Militärjunta auf 2719.
Zusätzlich erschwert werden die Rettungsbemühungen durch den Bürgerkrieg im Land. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte die Militärjunta auf, Rettungskräfte auch in die Gebiete zu lassen, die sie nicht kontrolliert. Die Aufständischen warfen dem Militär vor, weiterhin Luftangriffe zu fliegen. Eine große Rebellenallianz rief einseitig eine einmonatige Feuerpause aus, um die Hilfsbemühungen zu unterstützen. 2021 wurde die gewählte Regierung um die Nobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi durch das Militär gestürzt, was zu dem Bürgerkrieg führte.
KAMPF GEGEN DIE ZEIT
Auch das benachbarte Thailand war von dem Beben betroffen. In der Hauptstadt Bangkok schwanden die Hoffnungen, noch Überlebende aus den Trümmern eines Hochhauses zu bergen, das zum Zeitpunkt des Bebens noch im Bau war. Unter den Trümmern des Gebäudes werden noch zahlreiche Menschen vermisst. “Es liegen etwa 70 Menschen darunter (…) und wir hoffen, dass wie durch ein Wunder ein oder zwei noch am Leben sind”, sagte der Leiter der freiwilligen Rettungsaktion Bin Bunluerit auf der Baustelle. Die stellvertretende Gouverneurin von Bangkok sagte, sechs Körper seien durch Scanner entdeckt worden. Tavida Kamolvej fügte aber hinzu, dass es keine Bewegungen oder Lebenszeichen gebe. Lokale und internationale Experten arbeiteten nun daran, wie sie sicher erreicht werden könnten. Bislang sind 13 Tote auf der Baustelle bestätigt, 74 Menschen werden noch vermisst. Die Zahl der Todesopfer in Thailand liegt infolge des Bebens aktuell bei 20.
Nach Angaben des thailändischen Industrieministeriums hätten erste Tests von Proben ergeben, dass Stahl des eingestürzten Gebäudes minderwertig gewesen sei. Die Regierung habe eine Untersuchung über die Ursache des Einsturzes eingeleitet.
(Bericht von Redaktionen in Bangkok und Peking, Shoon Naing und Farah Master, geschrieben von Philipp Krach und Christian Rüttger, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)