Bangkok/Hongkong (Reuters) – In Myanmar steigt nach dem schweren Erdbeben die Zahl der Toten weiter an.
2719 Menschen starben in dem südostasiatischen Land, wie der Chef der Militärregierung, General Min Aung Hlaing, am Dienstag im Staatsfernsehen sagte. Rund 4521 seien verletzt worden, mehr als 400 wurden als vermisst gemeldet. Er gehe davon aus, dass die Totenzahl auf über 3000 ansteigen werde. Zuvor hatten staatliche Medien berichtet, dass die Zahl der Todesopfer in Myanmar bei 2065 liege und die der Verletzten bei mehr als 3900. Das Beben der Stärke 7,7 am Freitag war das stärkste in Myanmar seit mehr als einem Jahrhundert.
Hilfsorganisationen sprachen von katastrophalen Verhältnissen. Unterkünfte, Nahrungsmittel und Wasser würden dringend benötigt. “In den am stärksten betroffenen Gebieten haben die Menschen Schwierigkeiten, ihren Grundbedürfnissen wie den Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen nachzukommen”, teilte das UN-Nothilfebüro (OCHA) mit. Rettungsteams arbeiteten weiter daran, Überlebende zu finden und zu retten. Nach Angaben des Internationalen Rettungskomitees (IRC) herrsche etwa in Gegenden um Mandalay Mangel an Unterkünften, Lebensmitteln, Wasser und medizinischer Hilfe. Die Millionenstadt liegt rund 17 Kilometer vom Epizentrum des Bebens entfernt. Aus Angst vor Nachbeben schliefen die Menschen im Freien auf Straßen oder Feldern, sagte ein IRC-Mitarbeiter in Mandalay.
Die politische Lage in Myanmar erschwert die Rettungsarbeiten. Beim Militärputsch von 2021 wurde die gewählte Regierung um die Nobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi gestürzt, was zu einem Bürgerkrieg führte. Durch die Kämpfe wurde die Wirtschaft Myanmars weiter geschwächt, 3,5 Millionen Menschen wurden vertrieben und Infrastruktur zerstört. Die Oppositionsgruppe Regierung der Nationalen Einheit kündigte an, dass die unter ihrem Kommando stehenden Milizen ab Sonntag für zwei Wochen die Kämpfe ruhen lassen würden. Sie werde gemeinsam mit Widerstandsgruppen, verbündeten Organisationen und zivilen Gruppen Rettungsaktionen ausführen.
KAMPF GEGEN DIE ZEIT
In der thailändischen Hauptstadt Bangkok schwinden vier Tage nach dem Erdbeben die Hoffnungen, noch Überlebende aus den Trümmern eines Wolkenkratzers zu bergen, der zum Zeitpunkt des Erdbebens noch im Bau war. Unter den Trümmern des Gebäudes werden noch zahlreiche Menschen vermisst. “Es liegen etwa 70 Menschen darunter … und wir hoffen, dass wie durch ein Wunder ein oder zwei noch am Leben sind”, sagte der Leiter der freiwilligen Rettungsaktion Bin Bunluerit auf der Baustelle. Die stellvertretende Gouverneurin von Bangkok sagte, sechs Körper seien durch Scanner entdeckt worden. Tavida Kamolvej fügte aber hinzu, dass es keine Bewegungen oder Lebenszeichen gebe. Lokale und internationale Experten arbeiteten nun daran, wie sie sicher erreicht werden könnten. Bislang sind 13 Todesfälle auf der Baustelle bestätigt, 74 Menschen werden noch vermisst. Die Zahl der Todesopfer in Thailand liegt infolge des Bebens aktuell bei 20.
Nach Angaben des thailändischen Industrieministeriums hätten erste Tests von Proben ergeben, dass Stahl des eingestürzten Gebäudes minderwertig gewesen sei. Die Regierung habe eine Untersuchung über die Ursache des Einsturzes eingeleitet.
(Bericht von Redaktionen in Bangkok und Peking, Shoon Naing und Farah Master, geschrieben von Philipp Krach, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)