Berlin (Reuters) – Die geplanten Investitionen in die Infrastruktur werden von einer klaren Mehrheit der Deutschen mitgetragen.
In einer am Dienstag veröffentlichten Allensbach-Umfrage forderten 74 Prozent der Bürger eine Sanierung sowie einen Ausbau des Schienennetzes, wie die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften als Auftraggeber der Studie in München mitteilte. 57 Prozent plädieren für vergleichbare Maßnahmen bei Straßen. Für drei Viertel der Befragten ist es entscheidend, dass Bürokratie abgebaut wird und Genehmigungsverfahren beschleunigt werden.
Für die Sanierung werden auch höhere Schulden akzeptiert, wie 65 Prozent angaben. 57 Prozent sind der Meinung, dass gleich die Schuldenbremse für Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur reformiert werden sollte. Die wahrscheinlich nächste Regierung aus Union und SPD plant einen 500 Milliarden Euro schweren Sondertopf für die Infrastruktur, der über neue Schulden finanziert wird.
Allensbach hat für die Erhebung 1031 Personen ab 16 Jahren befragt. Die Pläne für den neuen Schuldentopf für die Infrastruktur waren zur Befragung im März schon bekannt, aber noch nicht beschlossene Sache. 81 Prozent der Befragten gaben an, in den vergangenen Jahren sei zu wenig investiert worden. 71 Prozent bewerteten das Schienennetz als schlecht bis sehr schlecht. “Auch Bildung, digitale Infrastruktur, kommunale Straßen und das Gesundheitswesen bewerten Mehrheiten negativ.” Den Autobahnen bescheinigten immerhin 39 Prozent einen guten oder sehr guten Zustand – “besser, aber auch nicht wirklich gut”, wie Renate Köcher vom Institut für Demoskopie Allensbach sagte.
Das Auto bleibt das meistgenutzte Verkehrsmittel. 73 Prozent nutzen es täglich oder mehrmals die Woche, bei Bus und Bahn sind es nur 24 Prozent. 77 Prozent gaben an, sich nicht vorstellen zu können, auf ihr Auto zu verzichten. Elektroautos bekamen deutlich bessere Bewertungen als in den Vorjahren. So können sich erstmals seit 2021 wieder mehr Menschen – 23 Prozent, plus sechs Punkte – vorstellen, auf ein E-Auto umzusteigen. “Das wachsende und verbesserte Angebot an E-Fahrzeugen weckt bei immer mehr Menschen Interesse, viele Kunden sind jedoch nach wie vor zögerlich”, sagte Thomas Weber, Präsident der Akademie der Technikwissenschaften. 56 Prozent der Befragten gaben an, sie würden ein E-Auto kaufen, wenn es günstiger wäre.
Köcher betonte, die Autobauer müssten realistischere Angaben zur Reichweite machen. Die Politik sollte zudem begreifen, dass die Berechenbarkeit entscheidend sei. “Die Leute wollen langfristig kalkulieren können.” Die abgewählte Ampel-Regierung hatte wegen Haushaltsproblemen nach dem Verfassungsgerichtsurteil zum Klimafonds ohne großen Vorlauf Förderungen für E-Autos gestrichen. Nach Angaben der Akademie der Technikwissenschaften werden die Betriebskosten von E-Autos künftig wichtiger. Zudem müsse die Infrastruktur stimmen, dann seien auch etwas höhere Kaufpreise von vielleicht 5000 Euro für viele Menschen akzeptabel.
(Bericht von Christian Krämer, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)