China und USA vor erneuter Kollision im Handelskrieg

– von Susan Heavey und Trevor Hunnicutt und Joe Cash

Peking/Washington (Reuters) – Im Handelskrieg zwischen den USA und China treiben beide Seiten die Zölle weiter nach oben.

China ließ am Dienstag eine von US-Präsident Donald Trump gesetzte Frist zur Rücknahme von Gegenzöllen verstreichen. Somit belegen die USA China insgesamt mit zusätzlichen Abgaben von 104 Prozent. Während China hart blieb, haben fast 70 Staaten laut dem Präsidialamt Verhandlungen angeboten. Eine südkoreanische Delegation sei auf dem Weg in die USA. Trump zeigte sich optimistisch, dass es ein Abkommen geben werde. Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, eine Sympathisantin Trumps, will nächste Woche in die USA reisen. Die EU hat für Mittwoch einen Beschluss zu Gegenzöllen ins Auge gefasst. Dann sollen auch die US-Importzölle gegen die EU greifen.

Trump hat weltweit gegen zahlreiche Staaten Zölle verhängt oder angedroht. Abkommen seien möglich, wenn sie das Handelsbilanz-Defizit der USA reduzierten und dem amerikanischen Arbeiter nützten, sagt die Sprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt. Teil solcher Gespräche würde auch die Militär-Präsenz der USA in den jeweiligen Staaten sein. Trump gehe aber davon aus, dass die Zölle am Mittwoch wie geplant in Kraft treten würden.

Nachdem in Europa und weiteren Teilen der Welt die Börsen sich am Dienstag nach den Vortagesverlusten erholten, versetzte der USA-China-Konflikt den US-Märkten einen Dämpfer. Nach einem kräftigem Plus zu Handelsbeginn gaben sie ihre Gewinne zwischenzeitlich wieder ab.

CHINA WILL HART BLEIBEN

Ein Sprecher des Außenministeriums in Peking sagte, China werde in einem Handelskrieg “bis zum Ende kämpfen”. Die Regierung werde weiter energische Maßnahmen ergreifen. Das Handelsministerium sprach von einer Erpressung aus Washington und einem Fehler, der auf einen Fehler folge. Die Führung in Peking hatte zuletzt angekündigt, die verhängten Zölle von 34 Prozent in gleicher Höhe auf US-Produkte kontern zu wollen. Dies hatte an den internationalen Finanzmärkten zu massiver Verunsicherung geführt. Zuvor hatte China vergleichsweise moderat auf den von Trump ausgelösten Handelsstreit reagiert.

Am Mittwoch treten neue US-Sonderzölle gegen zahlreiche Handelspartner in Kraft. Im Fall der EU betragen sie 20 Prozent, einige Branchen wurden mit 25 Prozent versehen. Italiens Ministerpräsidentin Meloni will am 17. April in die USA reisen und Trump treffen. Das Verhältnis zwischen Meloni und Trump gilt als gut, die verhängten Zölle hatte sie aber als Fehler bezeichnet. Zugleich hatte sie die EU vor Gegenzöllen gewarnt und zu Gesprächen aufgerufen. Die EU hat zwar erklärt, sie sei dafür offen, dennoch will sie noch diese Woche Gegenmaßnahmen beschließen. Für Gespräche über den Zollkonflikt wäre eigentlich der EU-Handelskommissar zuständig. Italien hat derzeit auch nicht die EU-Ratspräsidentschaft inne. Nach Deutschland und Irland hat Italien in der EU den drittgrößten Handelsüberschuss mit den USA.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen forderte China auf, eine Verhandlungslösung mit den USA zu finden. In einem Telefonat mit dem chinesischen Ministerpräsidenten Li Qiang betonte sie nach Angaben ihres Büros die Verantwortung Europas und Chinas für das internationale Handelssystem. Beide Seiten sprachen demnach auch darüber, wie von den Zöllen verursachte Handelsumlenkungen überwacht werden könnten. Die EU befürchtet, dass China Billig-Exporte nach Europa umleiten könnte.

Eine Reihe von Staaten wollen Trump nach seinen Drohungen entgegenkommen: Südkorea hat eine Delegation in die USA entsandt. Die Dinge sähen gut aus, teilte Trump mit. Ein großartiges Abkommen sei möglich. Zuvor hatte er mit Südkoreas Präsident Han Duck Soo telefoniert.

Die thailändische Regierung kündigte an, mehr Waren aus den USA zu importieren und selbst einige Zölle auf US-Produkte zu senken. Innerhalb von zehn Jahren soll die Handelsbilanz ausgeglichen werden. Indonesien machte ebenfalls Zugeständnisse, unter anderem weniger Abgaben auf Elektronikprodukte und Stahl.

(Mit Zulieferungen aus zahlreichen weiteren Reuters-Büros, geschrieben von Markus Wacket, Christian Krämer, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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