Berlin/Frankfurt (Reuters) – Die Autoindustrie ist mit den Plänen von Union und SPD zur Förderung von Elektromobilität nicht zufrieden.
Die genannten steuerlichen Anreize, die den E-Autoabsatz ankurbeln sollen, seien nicht konkret genug, erklärte der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) am Mittwoch. Unsicherheit und Kaufzurückhaltung werde bei den Kunden nicht weichen. “Der gewünschte Ruck wird nicht unmittelbar einsetzen”, ergänzte der Importeursverband. Die E-Mobilität bleibe in der Warteschleife. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) lobte die genannten Ansätze, forderte aber auch zügige Konkretisierung. Auch dem Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) sind die Ankündigungen zu vage.
Die künftige Bundesregierung will die Nachfrage nach Elektroautos mit steuerlicher Förderung ankurbeln. Geplant sind nach dem Entwurf des Koalitionsvertrags Sonderabschreibungen für E-Autos, eine stärkere steuerliche Begünstigung von Dienstwagen durch eine Erhöhung der Bruttopreisgrenze auf 100.000 Euro sowie die Befreiung von der Kfz-Steuer für E-Autos bis 2035. Das nützt vor allem Firmenkunden, während privaten Käufern mit kleinen und mittleren Einkommen finanzielle Unterstützung in Aussicht gestellt wird. SPD-Chefin Saskia Esken zufolge soll das Modell “Social Leasing” eingeführt werden – das wären nach dem Vorbild Frankreichs Zuschüsse zum Leasing von E-Autos.
Der ZDK fordert konkret einen Topf von einer halben Milliarde Euro zur Förderung des Kaufs neuer und gebrauchter Autos, zielgerichtet für junge Familien und Berufseinsteiger. Die E-Autonachfrage war in Deutschland im vergangenen Jahr eingebrochen, nachdem die damalige Ampel-Regierung in Reaktion auf das Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts über Nacht die Kaufprämien gestrichen hatte.
DUH: MILLIARDENSCHWERES GESCHENK AN INDUSTRIE
VDA-Präsidentin Hildegard Müller sah unterdessen mehr Licht und Schatten für die deutschen Hersteller und Zulieferer in den Koalitionsplänen. “Das Bekenntnis zum Auto, die klare Leitlinie, dass Deutschland Industrienation und Mittelstandsland ist, ist die Grundlage für einen Politikwechsel, mit dem Berlin die zuletzt überwiegend belastende Politik für den deutschen Wohlstandsmotor hinter sich lassen kann.” So kommt die Politik dem Ruf der Autoindustrie nach mehr Engagement beim Aufbau der der Infrastruktur zum Strom- und Wasserstofftanken nach.
Auch Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge und E-Autos mit einem konventionellen Zusatzmotor für längere Reichweite, sogenannte Range-Extender, sollen nach dem Willen der Koalition in der EU gefördert werden. Darauf reagiert die Deutsche Umwelthilfe mit scharfer Kritik. Das seien Fehlanreize für den Bau übergroßer und klimaschädlicher Pkw mit Verbrennungsmotor. Die Ausweitung der steuerlichen Förderung auf bis zu 100.000 Euro teure Luxus-Elektrofahrzeuge seien ein milliardenschweres Geschenk an die Automobilindustrie.
(Bericht von Ilona Wissenbach, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)