Peking (Reuters) – China ficht nicht nur einen von US-Präsident Donald Trump losgetretenen Zollkrieg aus, sondern kämpft auch gegen eine drohende Deflation.
Die Verbraucherpreise sanken im März bereits den zweiten Monat in Folge – wenn auch nur noch um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie aus den am Donnerstag veröffentlichten Daten des Statistikamtes in Peking hervorgeht. Im Februar war das Minus mit 0,7 Prozent noch größer ausgefallen. Von Februar auf März sanken die Preise um 0,4 Prozent. Der eskalierende Handelskrieg mit den USA könnte aber für einen wachsenden Stapel unverkaufter Exportwaren sorgen, der die Inlandspreise noch weiter nach unten drücken könnte.
“Der Deflationsdruck wird sich in den kommenden Quartalen mit ziemlicher Sicherheit noch verstärken”, sagte Ökonom Julian Evans-Pritchard von Capital Economics. “Denn es wird für chinesische Unternehmen schwieriger werden, ihr Überangebot zu exportieren.” US-Präsident Trump hat am Mittwoch die Zölle auf chinesische Importe auf 125 Prozent erhöht, was den Exportweltmeister hart treffen dürfte.
Als Deflation wird ein längerer Preisverfall auf breiter Front bezeichnet. Er hat verheerende Folgen für die Wirtschaft, wenn Unternehmen dadurch weniger Geld einnehmen, Investitionen kürzen und Stellen abbauen.
Die US-Investmentbank Goldman Sachs rechnet wegen des Handelskriegs mit weniger Wachstum in China. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte in diesem Jahr nur noch um 4,0 Prozent steigen statt der bisher erwarteten 4,5 Prozent. Für 2026 wurde diese von 4,0 auf 3,5 Prozent gesenkt. Schon vor dem Handelskonflikt ist die Arbeitslosigkeit in der nach den USA zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt gestiegen. Das dürfte die Konsumnachfrage belasten.
Für einen anhaltenden Deflationsdruck spricht auch die Entwicklung der Erzeugerpreise. Diese messen, was die Unternehmen ab Fabriktor verlangen – noch bevor ihre Produkte in den Handel kommen oder weiterverarbeitet werden. Diese Preise fielen im März um 2,5 Prozent zum Vorjahresmonat. Dies sei auf die sinkenden internationalen Rohölpreise und “einen saisonalen Abwärtstrend bei der Energienachfrage mit dem Ende der Winterheizung in Nordchina” zurückzuführen, sagte Statistiker Dong Lijuan.
(Bericht von Qiaoyi Li und Ryan Woo, geschrieben von Rene Wagner, redigiert von Ralf Banser – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)