US-Großbanken steigern Gewinn im Quartal – doch härtere Zeiten kommen

(Reuters) – Starke Geschäfte im Handel und im Investmentbanking haben die Gewinne der US-Großbanken JPMorgan Chase, Wells Fargo und Morgan Stanley im ersten Quartal angeschoben.

Dabei profitierten die Geldhäuser von schwankenden Börsen, und auch im Geschäft mit Fusionen und Übernahmen lief es rund. Doch JP-Morgan-Chef Jamie Dimon und auch der Chef von Wells Fargo, Charlie Scharf, sehen angesichts der unvorhersehbaren Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump und Konjunktursorgen nun unruhigere Zeiten heraufziehen. Bei Anlegern konnten die Bankhäuser nur zum Teil punkten: Die Aktien von JP Morgan legten legten im vorbörslichen Handel zu, Morgan Stanley und Wells Fargo büßten hingegen ein.

Die größte US-Bank JP Morgan baute ihren Gewinn binnen Jahresfrist um neun Prozent auf 14,6 Milliarden Dollar aus, wie das Geldhaus am Freitag mitteilte. Die Einnahmen im Investmentbanking nahmen um zwölf Prozent auf 2,2 Milliarden Dollar zu. Die Erträge im Handel stiegen um 21 Prozent. Das lag über den Analystenerwartungen. Die Gesamterträge des Konzerns nahmen um acht Prozent auf 45,3 Milliarden Dollar zu.

Im ersten Quartal profitierten die Geschäfte noch vom Optimismus, dass US-Präsident Donald Trump wachstumsfördernde Schritte einleiten, Vorschriften lockern und Steuern senken würde. Die Unsicherheit über Trumps Handelspolitik hat diese Hoffnungen inzwischen zunichte gemacht und Marktturbulenzen ausgelöst. Trump hat Zölle für viele Länder angekündigt. Der Handelsstreit mit China ist inzwischen weit eskaliert.

“Kunden sind angesichts der zunehmenden Marktschwankungen, die von geopolitischen und handelsbezogenen Spannungen angetrieben werden, vorsichtiger geworden”, erklärte Dimon. “Die Wirtschaft steht vor erheblichen Turbulenzen, einschließlich der Geopolitik.” JP Morgan erhöhte die Rückstellungen für mögliche Kreditausfälle auf 3,3 Milliarden Dollar von 1,9 Milliarden Dollar vor Jahresfrist. Denn Unternehmen und Verbraucher könnten im Zuge der Zollpolitik von Trump in die Bredouille kommen. Sie könnten in Schwierigkeiten geraten, Kredite zurückzuzahlen, sollte im Zuge der Importzölle die Inflation wieder angeheizt und das Wirtschaftswachstum gebremst werden. Dimon rechnet damit, dass mehr Kreditprobleme auftauchen werden.

Im ersten Quartal beflügelten die größeren Schwankungen an den Börsen aufgrund der veränderten Erwartungen das Handelsgeschäft von JP Morgan. Anleger reagierten schnell und passten ihre Investments an. Die Einnahmen im Handel mit Aktien kletterten um 48 Prozent auf einen Rekordwert von 3,8 Milliarden Dollar.

HANDELSGESCHÄFT GLÄNZT BEI MORGAN STANLEY

Auch Morgan Stanley profitierte im ersten Quartal vom Handelsgeschäft. Dazu lief es in der Vermögensverwaltung rund. Der Gewinn sei im ersten Quartal binnen Jahresfrist auf 4,3 Milliarden Dollar gestiegen nach 3,4 Milliarden Dollar vor Jahresfrist, teilte das Geldhaus am Freitag mit. Die Gewinnzahlen lagen über den Erwartungen der Analysten. Die Bank erwirtschaftete Erträge von 17,7 Milliarden Dollar – verglichen mit 15,1 Milliarden Dollar vor Jahresfrist.

Morgan Stanley baute die Einnahmen im Investmentbanking um acht Prozent aus. Das Institutional-Securities-Geschäft, welches das Investmentbanking und den Handel umfasst, erzielte Erträge von neun Milliarden Dollar nach sieben Milliarden Dollar ein Jahr zuvor. In der Vermögensverwaltung, einem Schlüsselgeschäft für die Bank, nahmen die Erträge auf 7,3 Milliarden Dollar von 6,9 Milliarden Dollar vor Jahresfrist zu.

WELLS FARGO – EINNAHMESPRUNG IM INVESTMENTBANKING

Auch Konkurrent Wells Fargo steigerte den Gewinn im Auftaktquartal – um sechs Prozent auf 4,89 Milliarden Dollar. Dabei halfen auch Kostensenkungen. Die Bank baut Stellen ab als Teil eines größeren Sparprogramms. Gleichzeitig investiert die Bank in Technologie, um effizienter zu werden. Die Einnahmen im Investmentbanking kletterten im Quartal um 24 Prozent auf 775 Millionen Dollar. Wells Fargo beriet unter anderem bei der milliardenschweren Übernahme von Safe Harbor Marinas durch Blackstone.

Zum Ausblick äußerte sich Wells-Fargo-Chef Scharf angesichts des Hin-und-Her in der Zollpolitik von Trump eher vorsichtig. “Wir erwarten anhaltende Volatilität und Unsicherheit und sind auf ein schwächeres Wirtschaftsumfeld 2025 vorbereitet”, erklärte er. Laut dem Finanzchef der viertgrößten US-Bank, Michael Santomassimo, blieb das Kundenverhalten aber bislang stabil. Die Rückstellungen für drohende Kreditverluste lagen bei 932 Millionen Dollar im Quartal. Analysten hatten 1,22 Milliarden Dollar erwartet. Unternehmenseitig hielten viele ihre Investitionen zurück, um Klarheit über die Zölle zu bekommen, erklärte Santomassimo.

(Bericht von Niket Nishant, Nupur Anand, Arasu Kannagi Basil, Saeed Azhar; Bearbeitet von Frank Siebelt; Redigiert von Olaf Brenner)

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