Baerbock: Golf-Staaten sollen im Bürgerkrieg in Sudan stärker helfen

Berlin (Reuters) – Vor ihrem Abflug zur Sudan-Konferenz in London hat Außenministerin Annalena Baerbock vor allem die Golf-Staaten aufgefordert, ihren Einfluss für eine Deeskalation des Bürgerkriegs auszuüben.

“Die Konfliktparteien werden nur durch gemeinsamen internationalen Druck endlich an den Verhandlungstisch kommen”, teilte Baerbock mit. “Dabei spielen insbesondere die Golfstaaten eine wichtige Rolle. Sie müssen ihren Einfluss geltend machen, zum Beispiel für humanitäre Korridore.” Sie sagte angesichts der Not der Bevölkerung im Sudan weitere 125 Millionen Euro von deutscher Seite zu.

Am Dienstag wollen Europäer und die Afrikanische Union in London über die katastrophale Lage im sudanesischen Bürgerkrieg beraten. Organisiert werde die Konferenz von Deutschland, Frankreich, Großbritannien und der Afrikanischen Union, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin. “In London wird es daher darum gehen, zusammen mit unseren afrikanischen Partnern Möglichkeiten für uneingeschränkte humanitäre Zugänge, Schutz der Zivilbevölkerung und für eine politische Lösung des blutigen Konflikts abzustecken”, sagte Baerbock. Dazu kämen wichtige Akteure aus der Region, dem Golf, sowie Vertreter der USA und der Vereinten Nationen nach London. Es sei aber keine klassische Geberkonferenz für humanitäre Hilfe geplant, hatte eine Sprecherin des Entwicklungsministeriums in Berlin betont. Deutschland hatte den Sudan im vergangenen Jahr mit insgesamt 325 Millionen Euro unterstützt.

Die Lage im Sudan gilt zwei Jahre nach Ausbruch des Bürgerkriegs als weltweit größte humanitäre Katastrophe mit zwölf Millionen Vertriebenen und rund doppelt so viel Menschen, die von Hunger bedroht sind. “Ganze Landstriche sind zerstört, hunderttausende Familien sind auf der Flucht, Millionen von Menschen hungern, Frauen und Kinder sind schlimmster sexueller Gewalt ausgesetzt”, sagte Baerbock.

Die Außenministerin warf den beiden verfeindeten Generälen Burhan und Hemedti vor, aus reiner Machtgier ihre eigenen Landsleute seit zwei Jahren unermesslichen Gräueln auszusetzen. Die Rebellenmiliz RSF hat sich zwar mittlerweile aus Teilen der Hauptstadt Khartum zurückgezogen. Die Miliz bleibt jedoch im Westen des Landes stark und hat sich dort zuletzt konsolidiert. Damit könnte sich die Teilung des Sudan in Ost und West zwischen den beiden Konfliktparteien verfestigen. Diese werfen sich gegenseitig Kriegsverbrechen vor. Beide Seiten werden teilweise aus dem Ausland mit Waffen und Geld unterstützt. Sie werden bei der Konferenz in London nach Angaben einer Sprecherin des Auswärtigen Amtes nicht mit am Tisch sitzen.

(Bericht von Andreas Rinke; redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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