London/Berlin (Reuters) – Die EU und Großbritannien haben auf der Sudan-Konferenz in London eine Aufstockung ihrer humanitären Hilfe angekündigt.
Die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten sagten am Dienstag mehr als 522 Millionen Euro zu – davon kommen 125 Millionen Euro aus Deutschland. Die britische Regierung will umgerechnet 140 Millionen Euro für humanitäre Hilfe zahlen. Die Sudan-Konferenz in London ist zwar keine Geber-Konferenz. Aber die Vereinten Nationen (UN) verweisen immer dringlicher darauf hin, dass der seit zwei Jahren tobende Bürgerkrieg mittlerweile die größte humanitäre Katastrophe weltweit sei. Es gibt zwölf Millionen Vertriebene. Die Zahl der Menschen, die von Hunger bedroht sind, wird auf 25 bis 30 Millionen geschätzt.
Außenministerin Annalena Baerbock forderte die Kriegsparteien im Sudan auf, sich endlich an den Verhandlungstisch zu setzen. Zudem müssten alle externen Akteure an einer Friedenlösung mitarbeiten. Hintergrund ist, dass die Konfliktparteien Geld und Waffen aus dem Ausland beziehen. “Dieser Krieg muss beendet werden”, forderte Baerbock und verwies auf die katastrophale Versorgungslage.
Der britische Außenminister David Lammy sagte, die internationale Gemeinschaft müsse die Kriegsparteien davon überzeugen, die Zivilbevölkerung zu schützen und Hilfsgüter ins Land zu lassen. Großbritannien hatte die Konferenz gemeinsam mit der Afrikanischen Union (AU), der Europäischen Union (EU), Frankreich und Deutschland ausgerichtet. Zu den weiteren Teilnehmern gehörten unter anderem Ägypten, Kenia und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) – aber nicht die beiden Kriegsparteien. Der sudanesische Außenminister hatte sich bei Lammy beschwert und erklärt, die sudanesische Regierung hätte eingeladen werden müssen. Er kritisierte zugleich die Anwesenheit der Vereinigten Arabischen Emirate und Kenias, weil den VAE vorgeworfen wird, die Rebellen der sogenannten Rapid Support Forces (RSF)zu unterstützen. Bereits am Montag hatte auch Baerbock vor allem die Golfstaaten aufgefordert, stärker auf eine Deeskalation hinzuarbeiten.
Der Krieg zwischen der sudanesischen Armee und den paramilitärischen RSF war im April 2023 ausgebrochen. Die UN verweisen darauf, dass Vergewaltigungen massiv als Mittel des Krieges im Sudan eingesetzt würden. “Die Nachfrage nach lebensrettender Unterstützung für Überlebende von Vergewaltigung und sexueller Gewalt ist um 288 Prozent gestiegen”, sagte Anna Mutavati, die Regionaldirektorin von UN Women, in einer Videokonferenz in Genf. “Die Körper der Frauen sind zu einem Schlachtfeld geworden”, fügte sie hinzu, ohne zu sagen, welche Seite im sudanesischen Krieg dafür verantwortlich ist.
(Bericht von Andreas Rinke, Alistair Smout, Olivia Le Poidevin; redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)