Washington (Reuters) – Vor dem Zoll-Rundumschlag von US-Präsident Donald Trump sind die Importpreise in den Vereinigten Staaten im März überraschend gesunken.
Sie gingen um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vormonat zurück, wie das Arbeitsministerium am Dienstag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten eine Stagnation erwartet, nachdem es im Februar einen Zuwachs von revidiert 0,2 (ursprünglich 0,4) Prozent gegeben hatte.
Die Preise für importierte Kraftstoffe sanken im März um 2,3 Prozent, nach einem Plus von 1,6 Prozent im Februar. Die Lebensmittelpreise kletterten um 0,1 Prozent, nachdem sie im Vormonat stabil geblieben waren. Ohne Kraftstoffe und Lebensmittel stiegen die US-Importpreise den zweiten Monat in Folge um 0,1 Prozent. Weitere Anstiege sind wahrscheinlich, da der Dollar im Zuge der Zollpolitik gegenüber den Währungen der wichtigsten Handelspartner der USA an Stärke eingebüßt hat.
Trump hatte den 2. April zum “Tag der Befreiung” erklärt und zahlreichen Handelspartnern pauschale Zölle von 20 Prozent aufgebrummt. Diese wurden kurz danach für 90 Tage auf Eis gelegt. Nicht jedoch für China: Die Importzölle auf Waren aus der Volksrepublik wurden sogar auf 145 Prozent hochgeschraubt.
Vor der Eskalation im Handelskrieg hatten die chinesischen Exporteure ihre Lieferungen in alle Welt stark gesteigert – so auch in die USA: “Der März dürfte für viele Firmen der finale Aufruf gewesen sein, sich vor der erwarteten US-Zolleskalation noch mit chinesischen Gütern einzudecken”, erläuterte LBBW-Analyst Analyst Sandro Pannagl. In vielen Fällen gebe es zu den aus China importierten Produkten kurzfristig keine beziehungsweise keine preislich akzeptablen Alternativen.
“ÜBERAUS AGGRESSIVE ZOLLPOLITIK”
Die USA importieren eine breite Palette von Waren, Vorprodukten und Rohstoffen aus Übersee. Daher wirken sich die Einfuhrpreise auch auf die Lebenshaltungskosten der Verbraucher aus. Diese waren im März nicht mehr so stark gestiegen wie im Februar: Die Inflationsrate sank auf 2,4 von 2,8 Prozent im Vormonat.
Viele Experten erwarten jedoch, dass der Preisdruck im Zuge der Zollpolitik Trumps wieder steigen wird, da viele importierte Güter teurer werden dürften. Die “überaus aggressive Zollpolitik von Präsident Trump” erhöhe die wirtschaftlichen Risiken deutlich, meint Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer. US-Unternehmen, die auf Importe angewiesen seien, befürchteten einen Kostenschock: “Die Bereitschaft zu größeren Investitionen dürfte nachlassen”, prophezeit der Experte.
(Bericht von Lucia Mutikani, geschrieben von Reinhard Becker, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)