Bangalore/Chicago (Reuters) – Der Flugzeugzulieferer GE Aerospace will sich mit Einsparungen und Preiserhöhungen gegen die neuen Zölle der US-Regierung stemmen.
Die höheren Zölle bedeuteten Mehrkosten für GE und seine Lieferanten, erklärte das Unternehmen aus dem US-Bundesstaat Ohio am Dienstag bei der Vorlage der Quartalszahlen. Allein auf GE kämen in diesem Jahr rund 500 Millionen Dollar zu, sagte Vorstandschef Larry Culp der Nachrichtenagentur Reuters. Er will die Prognosen für dieses Jahr trotzdem halten und hat deshalb eine verstärkte Kostenkontrolle und Aufschläge auf die Preise angekündigt. “Das gesamtwirtschaftliche Umfeld, in dem wir heute arbeiten, zwingt uns zu einer Reihe strategischer Maßnahmen”, sagte Culp. Weitere Einsparungen sollen Zoll-Rückerstattungen und Produktivitätsfortschritte bringen.
“Auf Basis dessen, was wir wissen, (…) können wir damit unsere Prognosen für das Gesamtjahr aufrechterhalten”, sagte Culp in einer Telefonkonferenz. Er geht für 2025 weiterhin von einem Umsatzwachstum von mehr als zehn Prozent und einem operativen Gewinn von 7,8 bis 8,2 (2024: 7,3) Milliarden Dollar aus – wenn sich der Handelsstreit nicht noch verschärfen sollte. Er verwies auf einen Auftragsbestand im Dienstleistungsgeschäft von mehr als 140 Milliarden Dollar. Auf die Bestellungen von Fluggesellschaften habe sich der Handelsstreit bisher nicht ausgewirkt.
Der bereinigte Gewinn je Aktie soll 5,10 bis 5,45 Dollar erreichen. Im ersten Quartal lag er mit 1,49 Dollar nicht nur um 60 Prozent über dem Vorjahresniveau, sondern auch deutlich über den Analystenerwartungen von 1,27 Dollar. Das trieb die Aktie zum Handelsstart um vier Prozent nach oben.
Der Zollstreit hat die Lage der Flugzeugindustrie drastisch verändert, die seit 1979 – mit einer Unterbrechung 2020 und 2021 – weitgehend ohne Zölle arbeiten konnte. “Wir werden uns weiter für einen Ansatz einsetzen, der in der Luftfahrt zu Null-für-Null-Zöllen zurückkehrt”, sagte Culp. Er habe sich dafür auch im Gespräch mit US-Präsident Donald Trump starkgemacht, sagte er zu Reuters. GE Aerospace rechne aber damit, dass es bis Ende dieses Jahres bei den Zöllen bleiben werde. Davon betroffen sei vor allem die Lieferung von Ersatzteilen nach China.
Im ersten Quartal hat GE dank des Booms im Wartungsgeschäft den Gewinn deutlich ausgebaut. Das operative Ergebnis des Herstellers von Triebwerken für Boeing und Airbus schnellte um 38 Prozent auf 2,1 Milliarden Dollar. Der Umsatz stieg bereinigt um elf Prozent auf neun Milliarden Dollar.
GE Aerospace profitiert davon, dass die großen Flugzeugbauer beim Bau neuer Maschinen hinter der Nachfrage herhecheln. Die bestehende alternde Flugzeugflotte muss daher häufiger in die Wartung, für die feste Intervalle vorgeschrieben sind. Bei GE Aerospace macht das Wartungsgeschäft mehr als zwei Drittel des Umsatzes in der Triebwerkssparte aus. Die Triebwerkshersteller verkaufen neue Motoren oft mit geringen Margen und setzen auf langfristige Wartungs- und Ersatzteilverträge mit hohen Margen.
Boeing und Airbus wiederum machen ihre Zulieferer – allen voran die Triebwerkshersteller – für Engpässe verantwortlich. Erst in der vergangenen Woche hatte Airbus beklagt, dass CFM – ein bei Motoren für Kurzstreckenmaschinen weltweit führendes Gemeinschaftsunternehmen von GE mit der französischen Safran – mit den Lieferungen “deutlich im Rückstand” sei. GE-Chef Culp versprach am Dienstag, “die Engpässe in der Lieferkette direkt anzugehen und die Lieferungen im Laufe des Jahres zu beschleunigen”. Im Gespräch mit Reuters sagte er, GE könne den Bedarf von Airbus in diesem Jahr gut decken.
(Bericht von Shivansh Tiwary, Rajesh Kumar Singh und Alexander Hübner, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)