Frankfurt (Reuters) – Die starken Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Bekämpfung der teilweise sehr hohen Inflation haben nach einer Analyse der Bundesbank ihre Spuren bei Unternehmen und Haushalten im Euroraum hinterlassen.
Insbesondere bei den Messgrößen, die auf Zinsen reagierten, wie Zinsaufwendungen und Schuldendienst, zeigten sich Verschlechterungen an, teilte die Bundesbank am Mittwoch in Frankfurt mit. Dennoch habe sich die Verschuldungslage des Privatsektors in ihrer Gesamtheit nicht wesentlich verschlechtert. Vor allem gestiegene Einkommen hätten entlastend gewirkt.
Die Bundesbank betrachtete in ihrer Untersuchung den Zeitraum von Ende 2021 bis zum Ende des dritten Quartals 2024. Die EZB hatte damals im Kampf gegen die hohe Inflation seit Sommer 2022 zehnmal die Zinsen angehoben, letztmalig im September 2023. Bis Anfang Juni 2024 blieb sie dann auf dem erreichten Zinsplateau. Danach begann sie im Zuge einer sich abschwächenden Inflation die Zinsen wieder zu senken. Seit Mitte 2024 hat sie mittlerweile die Schlüsselsätze sieben Mal nach unten gesetzt.
Seit Ende 2021 hätten Unternehmen im Euroraum ihren Bestand an Schulden lediglich leicht erhöht, teilte die Bundesbank mit. “Während insbesondere die Verschuldung in Deutschland und Frankreich weiter aufgebaut wurde, reduzierten die nichtfinanziellen Unternehmen in Spanien und teilweise auch in Italien hingegen ihre Verschuldung”, führte sie aus. Ungeachtet des Schuldenaufbaus sei die Verschuldungsquote aber über den gesamten Zeitraum spürbar gesunken. Haupttreiber seien die deutlich gestiegenen Einkommen im Zuge der wirtschaftlichen Erholung nach der Corona-Pandemie gewesen.
“Bei den privaten Haushalten verringerten sich die Verschuldungsquoten über alle Länder hinweg deutlich”, erklärte die Bundesbank. Das gestiegene Zinsniveau infolge der straffen Geldpolitik der EZB habe die Kreditnachfrage und damit auch den Anstieg der Verschuldung gedämpft. Mit Blick auf den Verschuldungsgrad der Haushalte sei für die Euro-Zone sowie für Deutschland, Spanien und Italien eine vergleichbare Entwicklung erkennbar. Dazu trugen laut Bundesbank auch Kursgewinne an den Börsen bei, die sich positiv auf die Vermögen ausgewirkt hätten.
(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Kerstin Dörr Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)