Washington (Reuters) – Die Verunsicherung durch den von US-Präsident Donald Trump angezettelten Zollkrieg trübt die Aussichten für die weltgrößte Volkswirtschaft nach Einschätzung der US-Notenbank deutlich ein.
Bislang sei aber noch keine Abkühlung der Wirtschaft zu erkennen, teilte die Federal Reserve (Fed) in ihrem am Mittwoch veröffentlichten Konjunkturbericht “Beige Book” mit. Dieser basiert auf Befragungen und Daten der zwölf regionalen Fed-Ableger.
“Die Unsicherheit in Bezug auf die internationale Handelspolitik war in allen Berichten allgegenwärtig”, hieß es weiter. “In mehreren Bezirken verschlechterten sich die Aussichten erheblich, da die wirtschaftliche Unsicherheit, insbesondere in Bezug auf die Zölle, zunahm.” Der aktuelle Bericht umfasst den Zeitraum bis zum 14. April, als die Zollturbulenzen bereits einen ersten Höhepunkt erreicht hatten.
Die Notenbanker warnten, dass die US-Einfuhrzölle die Inflation in die Höhe treiben und gleichzeitig die Wirtschaft bremsen werden. Über ihre Zinspolitik kann die Fed aber nur eines dieser Probleme in Angriff nehmen. Daher will sie vorerst die Füße stillhalten, um die Auswirkungen von Trumps Politik auf die Beschäftigung und die Inflation abzuwarten.
Fed-Chef Jerome Powell hatte vorige Woche erklärt, er sehe Anzeichen für eine Verlangsamung der US-Wirtschaft im ersten Quartal, jedoch keinen dringenden Handlungsbedarf der US-Notenbank. Anleger rechnen ebenfalls damit, dass die Fed den Leitzins letztmalig bei ihrer Sitzung im Mai in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent belässt. Im Juni werde sie ihre Geldpolitik dann voraussichtlich lockern.
Der aktuelle Konjunkturbericht fällt in eine kritische Zeit für die Fed. Trump hat Powell wiederholt kritisiert und aufgefordert, die Zinsen weiter zu senken, um die US-Wirtschaft anzuschieben. Dies schürte Sorgen, dass er Powell entlassen und die Notenbank ihre Unabhängigkeit verlieren könnte. Daraufhin gingen die Börsen weltweit auf Talfahrt. Am Dienstag ruderte der US-Präsident aber zurück: “Ich habe nicht die Absicht, ihn zu entlassen.” Dies löste eine Erleichterungsrally an den Finanzmärkten aus.
(Bericht von Ann Saphir; geschrieben von Hakan Ersen und Klaus Lauer; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)