USA senden im Handelskrieg Entspannungssignale – China fordert Taten

– von Andrea Shalal und Yukun Zhang und Maria Martinez und Christian Krämer

Washington/Peking/Berlin (Reuters) – Im Handelskrieg zwischen den USA und China sendet die Regierung von Präsident Donald Trump Entspannungssignale.

Auf Dauer seien die zuletzt sprunghaft nach oben geschossenen Zölle zwischen den beiden weltgrößten Volkswirtschaften nicht haltbar, sagte US-Finanzminister Scott Bessent in Washington. China forderte die US-Regierung am Donnerstag auf, sich auch entsprechend zu verhalten. Deutschland setzt weiter auf eine Verhandlungslösung mit den USA. Finanzminister Jörg Kukies (SPD) zufolge haben die USA signalisiert, eine Interesse an einer Einigung zu haben.

Bessent sagte, die US-Zölle von 145 Prozent auf chinesische Waren und die chinesischen Zölle von 125 Prozent auf amerikanische Güter müssten vor Gesprächen gesenkt werden. US-Präsident Trump werde diesen Schritt jedoch nicht einseitig vollziehen. “Keine der beiden Seiten glaubt, dass diese Niveaus haltbar sind.” Die jetzigen Zölle kämen einem Abbruch des Handels zwischen beiden Ländern gleich.

Ein Sprecher des chinesischen Handelsministeriums sagte in Peking, alle neuen Zölle müssten wieder rückgängig gemacht werden, wenn Washington ein ernstes Interesse an einer Lösung haben sollte. Die US-Regierung müsse auf “vernünftige Stimmen” im In- und Ausland hören. Bislang habe es noch keine Verhandlungen beider Staaten zur Wirtschaft oder zum Handel gegeben. “Die Person, die den Gürtel enger geschnallt hat, muss ihn auch wieder lockern.”

Reuters hatte diese Woche berichtet, die US-Regierung prüfe eine Absenkung der Zölle auf chinesische Güter in den Bereich von 50 bis 65 Prozent. Trump sagte Journalisten, es werde einen “fairen Deal” zwischen beiden Seiten geben.

UNSICHERHEIT KANN KONJUNKTUR WEITER EINTRÜBEN

Am Rande der Frühjahrestagung von Internationalem Währungsfonds und Weltbank traf sich auch die G20-Gruppe der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer. Der Handelskonflikt sei dabei intensiv debattiert worden, so Kukies. Bessent habe sich dabei konstruktiv verhalten und einen Einigungswillen unterstrichen. Die USA haben gegen fast alle Handelspartner hohe Sonderzölle erlassen, einen Teil davon aber wieder für 90 Tage ausgesetzt. Das Hin und Her belastet seit Monaten die internationalen Börsen. Kukies sagte, er gehe davon aus, dass die 90 Tage für die EU-Kommission reichten, um eine Lösung mit den USA zu finden. Kukies will am Freitag den US-Handelsbeauftragten Jamieson Greer treffen.

Spürbar sei bei der IWF-Tagung die große politische Unsicherheit, ergänzte Kukies. Deswegen zögerten Unternehmen und Konsumenten mit Investitionen. Dies sei schädlich für die Wirtschaft und habe das Potenzial, die Konjunktur weiter einzutrüben. Für die neue Bundesregierung werde es so schwieriger, gleich zu Beginn ihrer Amtszeit für positive Impulse zu sorgen. Ähnlich äußerte sich Bundesbank-Präsident Joachim Nagel, der von einem signifikanten Risiko für die Konjunktur sprach. Die Höhe der neuen Zölle werde letztlich über den Schaden entscheiden.

In Berlin senkte die scheidende Bundesregierung abermals ihre Prognosen für das Wirtschaftswachstum. 2025 wird nun nur noch mit einer Stagnation gerechnet, 2026 mit einem Wachstum von 1,0 Prozent. Wirtschaftsminister Robert Habeck sagte, der Handelskrieg dürfte das Wachstum um 0,25 bis 0,5 Prozentpunkte drücken. Dem wirkten aber nächstes Jahr positive Effekte entgegen, etwa durch die geplanten Investitionen in die Infrastruktur.

Auch der IWF hat gerade seine Prognosen für das Wachstum der Weltwirtschaft deutlich gesenkt. Hauptgrund dafür ist der Handelskrieg, den Trump seit seinem Wiedereinzug ins Weiße Haus im Januar angezettelt hat. China, die USA und exportabhängige Staaten wie Deutschland oder Mexiko werden die Folgen der neuen Zöllen besonders zu spüren bekommen.

Japans Finanzminister Katsunobu Kato wollte am Donnerstag Bessent treffen. Er hoffe, dass das Gespräch in dem Bewusstsein einer notwendigen engen Zusammenarbeit geführt werde. Die US-Zölle führten zusammen mit den Gegenmaßnahmen betroffener Länder zu Unsicherheiten auf den Finanzmärkten. Der japanische Wirtschaftsminister Ryosei Akazawa soll zudem am 30. April in die USA reisen. Dort will er mit seinem Amtskollegen ein zweites Mal über die US-Zölle sprechen. Auch Großbritanniens Finanzministerin Rachel Reeves hofft auf einen Deal mit den USA, um die jüngsten Handelsbarrieren wieder abzubauen.

(Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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