Ceconomy-Chef Wildberger wird Bundes-Digitalminister

München (Reuters) – Ceconomy-Vorstandschef Karsten Wildberger wechselt in die Bundespolitik.

Der designierte Bundeskanzler Friedrich Merz habe ihm angeboten, als Minister in seine Regierung zu wechseln, teilte die Holding der Elektronik-Ketten Media-Markt und Saturn am Montag mit. Nach Angaben der CDU soll Wildberger Minister für Digitales und Staatsmodernisierung werden. Wildberger wolle das Angebot annehmen und daher als Ceconomy-Chef am 5. Mai zurücktreten. “Der Aufsichtsrat wird sich mit dem Gesuch von Dr. Karsten Wildberger befassen und gegebenenfalls kurzfristig eine Nachfolgeregelung kommunizieren”, hieß es in der Mitteilung. Der 55-jährige Wildberger führt Ceconomy seit knapp vier Jahren. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Wirtschaftsrates der CDU.

Ceconomy muss sich nun einen neuen Chef suchen. Der Aufsichtsrat arbeite bereits “an einer guten Lösung für die interimistische und oder langfristige Nachbesetzung”, teilte die Düsseldorfer Holding mit. Dabei habe “die erfolgreiche Weiterführung der Wachstumsstrategie von Ceconomy und MediaMarktSaturn höchste Priorität”. Insider sagten, Finanzchef Kai-Ulrich Deissner habe gute Karten, zunächst Interimschef der Holding zu werden. Eine endgültige Entscheidung gebe es aber noch nicht, die Diskussionen im Aufsichtsrat über einen neuen Holding-Chef dauerten an. Anleger reagierten enttäuscht auf den Wechsel – Ceconomy-Aktien gaben bis zum Mittag leicht nach.

Wildberger war im August 2021 an die Spitze der Düsseldorfer Holding gerückt. Ceconomy kämpfte in der Vergangenheit mit Pleiten, Pech und Pannen, zahlreiche Wechsel in der Führungsebene und Streitigkeiten unter den Eignern belasteten das Geschäft der ehemaligen Metro-Tochter. Doch der studierte Physiker Wildberger hatte die Holding in ruhiges Fahrwasser gebracht. Mitte 2023 verordnete er den Ketten dann eine neue Strategie. Er setzte neben der engen Verschränkung von Online- und Filialgeschäft auf einen Ausbau von Service-Angeboten, bessere Beratung der Kunden und eine Modernisierung der Filialen. Zudem hatte er die einst komplexen Logistikketten der Elektronikhändler gestrafft und achtete strikt auf die Kosten.

Auch den Anteil der margenstärkeren Eigenmarken baute Wildberger weiter aus. Der Umsatz der Online-Shops legte unter ihm zu. Wildberger galt bei Ceconomy als umsichtiger, reflektierter und kommunikativer Manager, wie ein Insider sagte. “Wildberger hat einen sehr guten Job gemacht”, hieß es bei einem der Ceconomy-Anteilseigner. Auch im Arbeitnehmerlager wurde sein Abschied mit Bedauern aufgenommen. Die Zusammenarbeit mit Wildberger sei sehr gut gewesen, sagte ein Arbeitnehmervertreter.

BITCOM – DIGITALRESSORT IST MEILENSTEIN FÜR DEUTSCHLAND

Der Digitalverband Bitkom gratuliert Wildberger zu seinem neuen Posten als Digitalminister. “Seine Kernaufgabe ist, Deutschland zu einem digital souveränen Land zu machen – in Wirtschaft, Staat und Gesellschaft”, sagt Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst. “Die Einrichtung des neuen Ressorts ist ein Meilenstein für Deutschland.” Wildberger stehe vor großen Aufgaben. “Das neue Ressort braucht jetzt eine zügige und verbindliche Klärung der konkreten Zuständigkeiten, Befugnisse und Ressourcen, auch im nachgeordneten Bereich”, so Wintergerst. “Das Digitalministerium kann nur schlagkräftig handeln, wenn es die Federführung für die digitalen Kernthemen erhält und mit den notwendigen Koordinierungsrechten, einem Digitalvorbehalt sowie einem ausreichenden Einzelplan ausgestattet ist.”

(Bericht von Alexander Hübner und Matthias Inverardi, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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