Berlin (Reuters) – Die deutsche Wirtschaft hat nach Prognosen von Ökonomen eine Rezession zum Jahresauftakt vermieden.
Das Bruttoinlandsprodukt dürfte von Januar bis März um 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorquartal gewachsen sein, sagen von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen von 16 Banken im Schnitt voraus. Das Statistische Bundesamt will eine erste Schätzung an diesem Mittwoch veröffentlichen. Von Oktober bis Dezember 2024 war Europas größte Volkswirtschaft noch um 0,2 Prozent geschrumpft. Zwei Negativ-Quartale in Folge hätten eine technische Rezession bedeutet.
“Zuletzt gab es einige ermutigende Zeichen, dass dieser Abwärtstrend ein Ende gefunden hat”, sagte Commerzbank-Ökonom Christoph Balz. “So dürfte die Produktion in der Industrie leicht zugelegt haben, und auch in einigen Dienstleistungssektoren sollte ein Plus zu Buche stehen.” Die Einzelhändler etwa meldeten für Januar und Februar steigende Umsätze, was einen wachsenden Konsum signalisiert.
IM ZWEITEN QUARTAL BIP RÜCKGANG ERWARTET
Einen stabilen Aufschwung sehen die meisten Experten aber nicht. “Die konjunkturelle Ausgangslage für die nächste Bundesregierung ist schwierig”, sagte der Chefvolkswirt Deutschland von Deutsche Bank Research, Robin Winkler. Zwar rechnet auch sein Haus mit einem Wachstum von 0,2 Prozent im ersten Vierteljahr. “Im zweiten Quartal allerdings dürfte vor dem Hintergrund der globalen Handelskrise ein Rückgang der Wirtschaftsleistung kaum zu vermeiden sein”, sagte Winkler angesichts der von US-Präsident Donald Trump am 2. April verkündeten hohen Importzölle. Die Vereinigten Staaten sind der wichtigste Kunde der exportabhängigen deutschen Industrie.
Der scheidende Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sagt für 2025 nur noch eine Stagnation voraus, nachdem das Bruttoinlandsprodukt in den beiden Vorjahren sogar jeweils leicht geschrumpft war. Erst 2026 soll es zu einem Wachstum von 1,0 Prozent reichen, wozu auch milliardenschwere Investitionen aus dem Infrastruktur-Paket von Union und SPD beitragen sollen.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Sabine Wollrab – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)